Editorial

Herz­lich will­kom­men auf den neu­en Sei­ten des För­der­ver­eins der Ubbo-Emmi­us-Kli­nik in Nor­den (Ost­fries­land). Seit im Herbst 2013 durch Land­rat Harm-Uwe Weber (SPD) bekannt gege­ben wur­de, dass der Land­kreis die Kli­ni­ken in Aurich und Nor­den schlie­ßen und für rund 250 Mio. € den Neu­bau einer Groß­kli­nik in Georgs­heil plant, ist die Regi­on in Aufruhr.

Noch vor der Som­mer­pau­se 2017 wird es dazu einen Bür­ger­ent­scheid geben. Auch in der kreis­frei­en Stadt Emden wer­den die Men­schen über das Vor­ha­ben ent­schei­den, denn auch das dor­ti­ge Kran­ken­haus soll auf­ge­ge­ben und in der geplan­ten Zen­tral­kli­nik auf­ge­hen. Vor allem die Kran­ken­haus-Ärz­te wer­ben der­zeit inten­siv für die­ses Pro­jekt. Sie erklä­ren, dass die klei­nen Kran­ken­häu­ser kei­ne Zukunft haben. Wer gegen die­se Zen­tral­kli­nik ist, gefähr­de damit „qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Medi­zin“ für die Men­schen in der Region.

In der Kom­mu­nal­po­li­tik geben die klei­nen Kran­ken­häu­ser bei Haus­halts­be­ra­tun­gen all­jähr­lich Anlass zu Kon­tro­ver­sen. Rund 10 Mio. € müs­sen Jahr für Jahr aus Haus­halts­mit­teln des Land­krei­ses auf­ge­bracht wer­den, um die Defi­zi­te des UEK-Ver­bun­des Aurich/Norden aus­zu­glei­chen. Nicht weni­ge Men­schen glau­ben, dass mit einer Zen­tral­kli­nik Defi­zi­te ver­mie­den und gleich­zei­tig hoch­wer­ti­ge medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung sicher­ge­stellt wer­den kann.

Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Medizin

Der För­der­ver­ein UEK in Nor­den bewer­tet die­se Ein­schät­zun­gen skep­tisch. Letzt­lich folgt man auch in Ost­fries­land gesund­heits­po­li­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen. Deren „Spiel­re­geln“ sind so gestal­tet, das gera­de klei­ne­re Kran­ken­häu­sern kaum eine Über­le­bens­chan­ce haben. Mit der Ein­füh­rung der Fall­pau­scha­len, den soge­nann­ten Dia­gno­sis Rela­ted Groups (DRG), wur­de bereits 2004 ein Para­dig­men­wech­sel bei der sta­tio­nä­ren Ver­sor­gung und damit einem Teil der öffent­li­chen Daseins­vor­sor­ge vollzogen.

So bewer­tet es jeden­falls Dr. med. Tho­mas Kun­kel, Vor­stands­mit­glied im Ver­ein demo­kra­ti­scher Ärz­tin­nen und Ärz­te e. V. Ursprüng­lich zur Bekämp­fung von tat­säch­lich oder ver­meint­lich bestehen­den Fehl­an­rei­zen der Kran­ken­haus-Finan­zie­rung ein­ge­führt, habe sich inzwi­schen eine öko­no­mi­sche Dyna­mik ent­fal­tet, die alle Ebe­nen der sta­tio­nä­ren Ver­sor­gung glei­cher­ma­ßen durch­dringt. Kun­kel: „Kran­ken­häu­ser wur­den zu Fabri­ken getrimmt, so dass öko­no­mi­sche Inter­es­sen in inak­zep­ta­bler Wei­se mit medi­zi­ni­schen Ent­schei­dun­gen ver­bun­den wurden“.

Nach Anga­ben der Inter­net-Enzy­klo­pä­die wiki­pe­dia hat auch des­halb die Anzahl der Kran­ken­häu­ser aus vor allem wirt­schaft­li­chen Grün­den seit 1991 von 2.411 auf 1.956 (2015) abge­nom­men. Zugleich sank der Anteil öffent­li­cher Ein­rich­tun­gen (von 46 % auf 29,5 %) stark. Für die Mehr­heit der Men­schen sind Kran­ken­häu­ser jedoch vor allem sozia­le Ein­rich­tun­gen, die in die Obhut der kom­mu­na­len Daseins­vor­sor­ge gehö­ren. Kran­ken­haus­schlie­ßun­gen als Fol­ge der Ein­füh­rung soge­nann­ter „markt­wirt­schaft­li­cher Steue­rungs­ele­men­te“, sor­gen auch des­halb bun­des­weit in zuneh­men­der Wei­se für Pro­tes­te bei den Bürgern.

Auch als man 2012 in Nor­den plan­te die Ope­ra­ti­ons­be­reit­schaft nachts und am Wochen­en­de aus wirt­schaft­li­chen Grün­den zu strei­chen, sam­mel­ten Nor­der Bür­ger ins­ge­samt 16.500 Unter­schrif­ten gegen die­ses Vor­ha­ben. Durch die­se und ande­re Aktio­nen mit star­ker Betei­li­gung der Bevöl­ke­rung (Nor­den hat rund 25.000 Ein­woh­ner) konn­te erreicht wer­debn, dass die OP-Bereit­schaft erhal­ten blieb. Doch im Zuge der Zen­tral­kli­nik-Pla­nun­gen ste­hen die­se Vor­ha­ben erneut auf der Agen­da – mit dem Ziel, das Kran­ken­haus letzt­lich für immer aufzugeben. 

Das redaktionelle dieser Seite

Ent­spre­chend sei­ner Sat­zung wird sich der För­der­ver­ein UEK in Nor­den trotz­dem wei­ter­hin für den Erhalt und die Fort­ent­wick­lung des Nor­der Kran­ken­hau­ses ein­set­zen. Dies unter ande­rem auch mit die­ser neu­en Inter­net-Sei­te, auf der wir nicht nur über Akti­vi­tä­ten des Ver­eins berich­ten. Hier fin­den Sie auch wei­ter­füh­ren­de Quel­len zum The­ma „Kran­ken­haus-Schlie­ßun­gen“, sowie Berich­te und Hin­ter­grün­de die sich kri­tisch mit lan­des- und bun­des­po­li­ti­schen Aspek­ten der Gesund­heits­ver­sor­gung befassen. 

Da Kran­ken­häu­ser letzt­lich nur ein Ele­ment eines Netz­werks der Gesund­heits­ver­sor­gung sind, wer­den wir uns auch mit der Lage nie­der­ge­las­se­ner Ärz­te vor allem in länd­li­chen Regio­nen befas­sen. Auch das The­ma „Ret­tungs­dienst“ wird uns beschäf­ti­gen, sowie Ent­wick­lun­gen in ande­ren Regionen. 

Beson­de­res Augen­merk wer­den wol­len wir dabei auf Bei­spie­le legen, bei denen es gelun­gen zu sein scheint (auch mit Hil­fe von Bür­ger­initia­ti­ven und För­der­ver­ei­nen), klei­ne Kran­ken­häu­ser vor dro­hen­der Schlie­ßung zu bewah­ren. Dies aller­dings erweist sich immer wie­der als äußerst schwie­rig, da die bun­des­po­li­ti­schen Vor­ga­ben vor allem Groß­kli­ni­ken för­dern und das Ziel ver­fol­gen, klei­ne Kran­ken­häu­ser vom Markt zu nehmen.

Nachgefragt: Hintergründe und Recherchen

Schwer­punkt die­ser Sei­te wer­den natür­lich die Ereig­nis­se und Ent­wick­lun­gen rund um das Nor­der Kran­ken­haus sein. Die­se wer­den vor allem in unse­rer Rubrik „Nach­ge­fragt“ behan­delt.  In die­ser wer­den nicht nur die Fra­gen unse­rer Mit­glie­der auf­ge­grif­fen, son­dern auch die The­men, die die Men­schen in Nor­den mit Blick auf ihr Kran­ken­haus in wach­sen­der Wei­se beschäftigen. 

Aktu­ell haben wir bei­spiels­wei­se einen Leser­brief der Nor­der Tages­zei­tung „Ost­frie­si­scher Kurier“ auf­ge­grif­fen. Der Vater eines sechs­jäh­ri­gen Kin­des hat­te sich dar­in beschwert, dass die Not­fall­auf­nah­me des Nor­der Kran­ken­hau­ses nicht in der Lage war das Kind zu behan­deln, son­dern nach Aurich geschickt wurde. 

Die Ant­wort der Geschäfts­füh­rung zu die­sem Vor­gang fin­den sie in einer nach­richt­li­chen Zusam­men­fas­sung hier. Wei­te­re For­ma­te auf die­ser Sei­te wer­den Buch­vor­stel­lun­gen und wei­ter­füh­ren­de Links sein, die sie in der Rubrik „Lese­emp­feh­lun­gen“ finden. 

Wesent­li­che Neue­rung auf die­ser Sei­te ist natür­lich nicht nur Auf­ma­chung und Lay­out, son­dern die Umstel­lung von einer sta­ti­schen hin zu einer redak­tio­nell betreu­ten Sei­te. Wir wür­den uns freu­en, wenn sie hier öfter vor­bei­schau­en wür­den, den wir wer­den stän­dig neue Berich­te aber auch klei­ne Video­clips und inter­es­san­te Doku­men­te zum The­ma vorhalten. 

Damit es nicht nur vir­tu­ell bleibt, kön­nen sie uns natür­lich auch per­sön­lich ken­nen­ler­nen. Jeden 1. Diens­tag im Monat trifft sich der För­der­ver­ein um 19:30 Uhr in der Nor­der Tra­di­ti­ons­gast­stät­te Mit­tel­haus (Neu­er Weg 11 in Nor­den). Für Anre­gun­gen und Hin­wei­se kön­nen Sie uns über die eMail-Adres­se info@foerderverein-uek-norden.de erreichen.

Mit freund­li­chem Gruß

Jür­gen Wieck­mann (Vor­sit­zen­der Förderverein)

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