(im Wortlaut:) Offener Brief an die Kreistagsmitglieder

Sehr geehrte/r <Herr/Frau Kreistagsabgeordete/r>,

bleibt der Kreis­tag bei sei­nen im Sep­tem­ber getrof­fe­nen Beschlüs­sen, so wer­den Sie bis zum 31.12.2017 eine grund­le­gen­de Ent­schei­dung über die Zukunft der Kran­ken­haus-Land­schaft im Land­kreis Aurich tref­fen: Näm­lich, ob an der Zusam­men­ar­beit zwi­schen der Ubbo-Emmi­us-Kli­nik und dem Hans-Sus­e­mihl-Kran­ken­haus in Emden in Form einer gemein­sa­men Trä­ger­ge­sell­schaft lang­fris­tig fest­ge­hal­ten wer­den soll oder nicht. Mit Beschluss vom 06.09.2017 hat der Kreis­tag die­se Ent­schei­dung an das Vor­lie­gen eines gro­ben Zukunfts­kon­zepts geknüpft, das vom Mana­ger der Trä­ger­ge­sell­schaft für die Vor­be­rei­tung einer Zen­tral­kli­nik, Herrn Claus Epp­mann, bis Jah­res­en­de erwar­tet wird.

Wir haben kein Ver­ständ­nis dafür, dass ein solch gro­bes Kon­zept mehr als ein hal­bes Jahr nach Aus­gang des Bür­ger­ent­scheids immer noch nicht lie­fer­bar sein soll.

Noch weni­ger kön­nen wir nach­voll­zie­hen, wes­halb die Mehr­heit unse­rer Ver­tre­ter im Kreis­tag Aurich sich seit Mona­ten jeder eigen­stän­di­gen gesund­heits­po­li­tisch-stra­te­gi­schen Soll­vor­ga­be ent­zieht und statt­des­sen die Geschäfts­füh­rung der Zen­tral­kli­nik-Trä­ger­ge­sell­schaft allein mit der Defi­ni­ti­on eines „ange­mes­se­nen“ Lösungs­we­ges betraut hat.

Gro­be Soll­vor­ga­ben zu defi­nie­ren, obliegt ein­zig und allein Ihnen als gewähl­te Ver­tre­ter der Bür­ger. Ledig­lich die kon­kre­te Umset­zung der poli­ti­schen Vor­ga­ben ist Auf­ga­be des Geschäfts­füh­rers. Die wirt­schaft­li­chen Eck­da­ten für Ihre Ent­schei­dun­gen hät­te Ihnen der Geschäfts­füh­rer bereits im Juni des Jah­res lie­fern können.

Auf­grund der seit 2016 wahr­ge­nom­me­nen Auf­ga­be „wirt­schaft­li­che Kon­so­li­die­rung der drei Kran­ken­häu­ser Emden Aurich Nor­den“ müs­sen Sie davon aus­ge­hen, dass Herr Epp­mann und sein Manage­ment mög­li­che Sze­na­ri­en längst kann­ten, so dass er nach dem Aus für die Zen­tral­kli­nik bin­nen weni­ger Wochen ent­schei­dungs­rei­fe Ziel­lö­sun­gen hät­te prä­sen­tie­ren können.

Lei­der hat der Kreis­tag Herrn Epp­mann zur Ablauf­frist der Trä­ger­ge­sell­schaft am 12.09.2017 damit nicht beauf­tragt, son­dern sei­nen auf die Errich­tung einer Zen­tral­kli­nik zuge­schnit­te­nen Ver­trag unver­än­dert fort­ge­schrie­ben, obwohl nach dem Bür­ger­ent­scheid die Selbst­auf­lö­sung der Trä­ger­ge­sell­schaft zu erfol­gen hat­te. Bin­den­der Ver­trags­in­halt ist damit für ihn wei­ter­hin die Vor­be­rei­tung einer Zentralklinik.

Den ihm erteil­ten Auf­trag ver­steht Herr Epp­mann — völ­lig zutref­fend — als Fort­set­zung des Abtre­tens der gesund­heits­po­li­ti­schen Richt­li­ni­en­vor­ga­be an sich. Ver­mut­lich plant er nicht, Ihnen eine Palet­te von Lösungs­al­ter­na­ti­ven auf­zu­zei­gen, aus denen Sie dann aus­wäh­len und beschlie­ßen, son­dern er berei­tet — mit Ihrer Zustim­mung als Kreis­tag im Rücken – wei­ter als aus­schließ­li­che Ziel­lö­sung ein zen­tra­les Kli­nik­kon­zept vor, ledig­lich mit der Ein­schrän­kung, dass es nicht an einen gemein­sa­men Stand­ort Georg­heil gebun­den ist.

Weder zum jet­zi­gen noch zu irgend­ei­nem ande­ren Zeit­punkt wird es eine seriö­se, belast­ba­re Ant­wort auf die Fra­ge geben: „Ist es mög­lich, wei­ter mit Emden in einem Kli­nik­ver­bund zu blei­ben?“ Das ist aber eben­so lan­ge „mög­lich“, wie man den poli­ti­schen Wil­len dazu hat. Es hängt von grund­sätz­li­chen poli­ti­schen, wirt­schaft­li­chen und medi­zi­ni­schen Soll­vor­ga­ben ab – und die­se müs­sen Sie und nie­mand sonst definieren.

Mit die­ser seit Jah­ren geüb­ten Pra­xis der Abga­be von Ver­ant­wor­tung tra­gen Sie in der der­zei­ti­gen Situa­ti­on — gewollt oder nicht — dazu bei, dass sich die wirt­schaft­li­che und medi­zi­ni­sche Situa­ti­on der bestehen­den drei Kran­ken­häu­ser in der Regi­on bestän­dig wei­ter ver­schlech­tert.

Die fol­gen­den Pro­blem­stel­lun­gen mögen das verdeutlichen:

(1)   Damit end­lich wie­der För­der­gel­der des Lan­des in unse­re Kran­ken­häu­ser flie­ßen, müss­ten längst neue Kon­zep­te für die Zukunft der drei Häu­ser vor­lie­gen. Ent­ge­gen einer auch im Kreis­tag getrof­fe­nen Aus­sa­ge ist die Zen­tral­kli­nik näm­lich nach dem Bür­ger­ent­scheid kom­plett aus dem aktu­el­len Nie­der­säch­si­schen Kran­ken­haus­plan herausgefallen

Die im Juni amtie­ren­de Sozi­al­mi­nis­te­rin Rundt hat auf unse­re Anfra­ge hin dar­auf hin­ge­wie­sen, dass nach dem Aus­gang des Bür­ger­ent­scheids umge­hend neue Kon­zep­te für die Kli­ni­ken Aurich, Emden und Nor­den erwar­tet wer­den, um Lan­des­mit­tel auf den Weg zu brin­gen. Auch Minis­ter­prä­si­dent Weil hat kurz vor der Wahl deut­lich signa­li­siert, dass neue „Lösungs­vor­schlä­ge mit Hand und Fuß“ aus der Regi­on kom­men müs­sen, damit das Land Mit­tel bewil­ligt. Ande­re Krei­se und ihre Kli­ni­ken zei­gen jede Woche, wie es geht. Dass sich auch in einem Ver­bund drei­er Kran­ken­häu­ser deut­li­che wirt­schaft­li­che Ver­bes­se­run­gen umset­zen las­sen, zei­gen die im Auf­sichts­rat der Trä­ger­ge­sell­schaft nun vor­ge­stell­ten deut­lich ver­bes­ser­ten Ergeb­nis­se für 2017 und die geplan­te Defi­zit­sen­kung laut Wirt­schafts­plan 2018.

(2) Um end­lich eine Basis für ein mit­tel­fris­ti­ges Per­so­nal­ma­nage­ment schaf­fen zu kön­nen, muss der Schwe­be­zu­stand, der seit Jah­ren über der Zukunft der Häu­ser liegt, schleu­nigst been­det wer­den – das betrifft die Zukunft der Fach­be­rei­che, die Arbeits­be­din­gun­gen und die Per­spek­ti­ven für Nach­wuchs­kräf­te. Durch das pole­mi­sche und schwar­z/­weiß-male­ri­sche Pochen auf eine „Alter­na­tiv­lo­sig­keit“ der Zen­tral­kli­nik ist von Poli­tik und Kli­nik-Manage­ment viel Ver­trau­en zer­schla­gen wor­den und in den Häu­sern ein ungu­tes Kli­ma von Angst und Über­wa­chung geschürt wor­den. Hier­zu gehört auch, dass die UEK durch schlich­te Ver­säum­nis­se ihre Rol­le als aka­de­mi­sches Lehr­kran­ken­haus ver­spielt hat.

(3) Ange­sichts der immer schwie­ri­ge­ren Rah­men­be­din­gun­gen, die sich auch als Fol­ge der markt­ori­en­tier­ten Bun­des­ge­sund­heits­po­li­tik für die Auf­recht­erhal­tung der medi­zi­ni­schen Daseins­vor­sor­ge in unse­rer länd­li­chen Rand­re­gi­on erge­ben, sind krea­ti­ve Medi­zin­kon­zep­te für einen Ver­bund der drei Häu­ser drin­gend erfor­der­lich. Eine vor­wie­gend auf wirt­schaft­li­che Ver­bes­se­rung durch Zen­tra­li­sie­rung und Kos­ten­sen­kung durch Per­so­nal­ab­bau aus­ge­rich­te­te Stra­te­gie stellt das vor Ort benö­tig­te medi­zi­ni­sche Ange­bots­spek­trum zur Disposition.

Wir for­dern Sie des­halb dazu auf: 

  • Über­neh­men Sie als Mit­glied des Auricher Kreis­tags end­lich selbst die Ver­ant­wor­tung für die gesund­heits­po­li­ti­schen Zie­le. Las­sen Sie sich dazu ent­spre­chen­de Alter­na­ti­ven auf­zei­gen. Sie sind nicht an Wei­sun­gen von Herrn Epp­mann gebunden!
  • Machen Sie sich stark für eine Ver­bund­lö­sung der drei Kran­ken­häu­ser Aurich/Emden/Norden. Dafür ist von einer Zen­tral­lö­sung Abstand zu neh­men und die bestehen­de Trä­ger­ge­sell­schaft auf­zu­lö­sen. Denk­bar ist eine neue Trä­ger­ge­sell­schaft mit der Ziel­vor­ga­be eines Klinikverbundes.

Wir wür­den uns freu­en, wenn Sie Kon­takt mit uns auf­neh­men und ste­hen Ihnen für ein per­sön­li­ches Gespräch ger­ne zur Ver­fü­gung (E‑Mail: info@foerderverein-uek-norden.de).

Mit freund­li­chen Grüßen

För­der­ver­ein der UEK am Stand­ort Nor­den e.V.

DER VORSTAND

PS aus aktu­el­lem Anlass:

Dass kurz vor Ablauf der Frist nun vom Emder Ober­bür­ger­meis­ter und sogar unse­rem Land­rat eine wei­te­re Ver­schie­bung des Soll­ter­mins für die Vor­la­ge des Grob­kon­zep­tes als unum­gäng­lich ins Spiel gebracht wird, bestä­tigt unse­re Befürch­tun­gen: Herrn Epp­mann und sei­nen bis­he­ri­gen poli­ti­schen Auf­trag­ge­bern geht es offen­sicht­lich nicht um eine zügi­ge Vor­la­ge einer ent­schei­dungs­rei­fen Kon­zep­ti­on. Es wird in der Erwar­tung auf Zeit gespielt, doch noch eine ‑wie auch immer gear­te­te – Zen­tral­lö­sung auf den Weg zu bekom­men. Dass man nach dem Ver­strei­chen von Mona­ten der Abschot­tung und Geheim­hal­tung bis hin zu Rede­ver­bo­ten an Kli­nik­mit­ar­bei­ter gegen­über Bür­gern jetzt aus­ge­rech­net die noch feh­len­de Bür­ger­be­tei­li­gung als Grund für wei­te­re Ver­zö­ge­run­gen anführt, ist so gro­tesk, dass es für den Ablauf der vor­ge­se­he­nen Bür­ger­be­tei­li­gung – zu der der För­der­ver­ein selbst­ver­ständ­lich bereit bleibt – das Schlimms­te befürch­ten lässt.

 

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