Werden Sie bloß nicht zum Notfall! Patienten in der Abmeldespirale zwischen Krankenhaus und Rettungsdienst

Daß fast alle Inten­siv­sta­tio­nen ost­frie­si­scher KH gleich­zei­tig für die Not­fall­auf­nah­me abge­mel­det sind, war in der abge­lau­fe­nen Woche eher die Regel als die Aus­nah­me“, berich­tet A. Ellin­ger in der OZ vom 23.05.23. Über die ver­gan­ge­ne Woche hat­te er sich regel­mä­ßig im elek­tro­ni­schen Por­tal IVENA die Daten zur Auf­nah­me­be­reit­schaft der Kli­ni­ken ange­schaut. IVENA („Inter­dis­zi­pli­nä­rer Ver­sor­gungs­nach­weis“) ist das nie­der­sa­chen­weit ein­ge­setz­te Por­tal, in dem sich Ret­tungs­diens­te zur Ver­sor­gung ihrer Not­fall­pa­ti­en­ten über auf­nah­me­be­rei­te Kran­ken­häu­ser infor­mie­ren. Über IVENA kön­nen sie auch vor­ab Daten zu den Not­fäl­len mit den „not­fall­be­rei­ten“ Kli­ni­ken austauschen.

Eine Situa­ti­on wie in der letz­ten Woche ist kei­nes­wegs ein Aus­nah­me­fall, der Trend zu immer gra­vie­ren­de­ren Lücken bei der Auf­nah­me­be­reit­schaft ist seit Jah­ren erkenn­bar und wird sei­tens der Ret­tungs­diens­te auch immer wie­der deut­lich an die Trä­ger adres­siert. Sind die Kli­ni­ken nicht ver­füg­bar, beginnt aus Sicht der Ret­ter ein lang­wie­ri­ges Suchen in immer wei­te­rem Umkreis. Die ohne­hin bereits per­so­nell unter­be­set­zen Ret­tungs­diens­te müs­sen immer län­ge­re Weg fah­ren – oder man­gels ver­füg­ba­rer Per­so­nal­res­sour­cen ihrer­seits Ret­tungs­wa­gen abmelden.

Wie ein Domi­no­ef­fekt reißt der Man­gel an ver­füg­ba­ren Not­fall­ka­pa­zi­tä­ten in den Kli­ni­ken das   Ret­tungs­we­sen mit: Als Not­fall­pa­ti­ent in ange­mes­se­ner Zeit und Qua­li­tät ver­sorgt zu wer­den, wird unter sol­chen Bedin­gun­gen zu einem maka­bren Rou­lette­spiel. Wie mas­siv das Pro­blem sich bei den Ret­tungs­diens­ten intern aus­wirkt, dar­über wer­den – zumin­dest auf offi­zi­el­le Nach­fra­ge – kei­ner­lei Daten und Aus­wer­tun­gen vor­ge­nom­men. Sehr tref­fend stellt die OZ fest: „Wenn Daten, aus denen Pro­ble­me in der Not­fall­ver­sor­gung her­vor­ge­hen könn­ten, nicht ein­mal erho­ben wer­den, dann kann das zur Fol­ge haben, daß Pro­ble­me in der Not­fall­ver­sor­gung Ost­fries­lands nicht erkannt werden“. 

Wenn es, wie am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag in Aurich, zu regel­rech­ten Schlan­gen von Ret­tungs­wa­gen vor der Not­auf­nah­me kommt, dann ist zumin­dest sicher, daß ein gra­vie­ren­des Pro­blem bereits besteht.  Auch die Aus­sa­gen der RD-Ver­ant­wort­li­chen über regel­mä­ßi­ge Trans­por­te bis nach Vech­ta oder Bre­men im zitier­ten OZ-Bericht müs­sen hell­hö­rig machen: Hier han­delt es nur zu einem gerin­gen Teil um medi­zi­nisch sinn­vol­le und nöti­ge Trans­por­te in eine spe­zia­li­sier­te Kli­nik, die es so in der Regi­on nicht. Das Gros geht auf einen Man­gel an ver­füg­ba­ren Inten­siv­ka­pa­zi­tä­ten hier vor Ort zurück. Und da wird (unter Jam­mern über Unwirt­schaft­lich­keit und mit der Behaup­tung, für die Men­ge und Art der Not­fäl­le sei der Stand­ort sowie­so nicht nötig) aus­ge­rech­net das Nor­der Kran­ken­haus zusätz­lich aus der Ver­sor­gung genom­men? Und aus­ge­rech­net die per­so­nell völ­lig über­las­te­ten  Ret­tungs­diens­te wer­den von der Poli­tik ernst­haft  als mög­li­che „Ret­tungs­an­ker“ nach der Kli­nik­schlie­ßung ins Gespräch gebracht ? Auf wel­cher Wol­ke schwe­ben die­se Damen und Herren?

Es müß­te jedem klar sein: die Las­ten die­ses gesund­heits­po­li­ti­schen Ver­säum­nis­ses tra­gen nicht nur die Nor­de­rIn­nen. Solan­ge sich die Ver­ant­wort­li­chen für die Gesund­heits­po­li­tik im Land­kreis so wenig für die Erhe­bung der Pro­ble­me inter­es­sie­ren, wer­den sie sicher­lich weder erkannt noch gelöst.

Ein Kommentar

  1. Wenn die­sen Kom­men­tar lesen und rich­tig ver­ste­he, wer­den wir Nor­der und Nor­de­rin sowie die INSULANER und die Urlau­ber zum
    STERBEN VERURSTEILT!
    Weil die Poli­tik nicht fähig ist, unser gro­ßes Pro­blem zu sehen und zu bewerkstelligen ?
    Man muss die­sen Gedan­ken wei­ter beden­ken. Wenn
    Kin­der ster­ben müs­sen, weil die Müt­ter nicht mehr die Hil­fe beim Gebäh­ren bekommt kei­ne Ärz­te u.s.w
    Der Land­kreis Aurich muss in die Ver­ant­wor­tung genom­men wer­den. Wer sind doch kein Vieh kei­ne Tie­re son­dern Menschen!

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