Pressemitteilung des Fördervereins vom 05.11.2021
Förderverein übt weiter Kritik an Trägergesellschaft
In der letzten Sitzung des Fördervereins für das Krankenhaus in Norden wurde festgestellt, dass „die Trägergesellschaft der Kliniken die ständigen von ihr durchgeführten Einschnitte in der Gesundheitsversorgung mit einer Charme-Offensive zu kaschieren versucht“. Im Einzelnen kamen die folgenden Themen zur Sprache:
1. Nachdem bisher der Standort Norden der Schwerpunkt der Einschnitte war, werde jetzt auch in Emden spürbar gekürzt. Positiv wird vom Verein bewertet, dass die Mitarbeiter*innen des Emder Krankenhauses den Mut haben, sich zu den Einschnitten öffentlich zu äußern und warnend Stellung bezogen habe: Sie hatten die gefährlichen Kettenreaktionen für die Versorgung von Notfallpatienten durch wiederholtes Abmelden von Intensivstationen und Notaufnahmen öffentlich gemacht. Die Trägergesellschaft verharmlose in ihrer Antwort die längst eingetretenen Lücken, wenn sie von „mögliche Folgen“ der allgemeinen Knappheit an Personal spreche.
2.“Die Geschäftsführung der Trägergesellschaft behauptet, sie sei auf der Suche nach qualifiziertem Personal. Insbesondere am Standort Norden ist das Gegenteil der Fall: als Folge der Kürzungen und der Verschlechterung der Arbeitsbedingungen kündigt immer wieder bewährtes Personal, unter anderem Chef- und Oberärzte in der Inneren Abteilung“ stellte Dr. Neumann-Schönwetter fest.
Die Aussage der Geschäftsführung, die Anzahl der nicht besetzten Planstellen sei mit 27 von insgesamt 1200 im Verbund überschaubar, versetzte die Mitglieder des Fördervereins in Erstaunen. Die Zahlen bestätigen, dass es bereits einen massiven Abbau von Planstellen gegeben haben müsse. In den Verhandlungen um Arbeitsplatzgarantien für die Beschäftigten nach Schließung der drei alten Kliniken, sei stets von 1800- 2000 übrigbleibenden Mitarbeitern die Rede gewesen, bei einem Abbau von rund 500 Mitarbeitern.
3) Als eine dreiste Täuschung der Bevölkerung sehen es die Mitglieder des Fördervereins, dass die Trägergesellschaft ausgerechnet die Notfalltriagepraxen, von denen die erste seit dem 01.11.21. im Krankenhaus Norden acht Stunden wöchentlich arbeitet, als Beleg für die Sorge um die Sicherstellung des Klinikstandorts Norden hochstilisiert. Tatsächlich habe diese Einrichtung die Hauptaufgabe, die 25% der Patienten, die angeblich unberechtigt das Krankenhaus aufsuchen, aus der Notaufnahme abzuwimmeln. Die dort abgewiesenen Patienten werden in ein angespanntes ambulantes Versorgungssystem verwiesen, in dem sie erneut mit Wartezeiten zu rechnen haben.
4) „Dass – wie von Herrn Eppmann behauptet – die neue Weiterbildungsordnung der Grund für den Verlust der vollen Weiterbildungsermächtigung für Innere Medizin und Gastroenterologie in Norden sei, ist falsch“ stellte Dr. Axel Schönian fest. „Der Hauptgrund ist die Versetzung von Dr. Raytarowski von Norden nach Aurich. Wenn eine neue Weiterbildungsordnung erlassen wird, gilt zunächst einmal Bestandsschutz für die bisher ermächtigten Ärzte. Andere Ärzte haben ja auch nicht plötzlich ihre Ermächtigung verloren. Durch diese Versetzung ist das Krankenhaus Norden noch einmal entscheidend geschwächt worden.“ (zur Lage der Weiterbildung in Norden siehe Nachtrag zu » diesem Beitrag)
5) Es werde in schillernden Farben geschildert, wie das Krankenhaus Norden nach seiner Schließung mit Notfallpraxen und medizinischen Versorgungszentren gefüllt werden soll. Das Problem werden jedoch nicht die Räumlichkeiten sein – davon gebe es genug. Die Problematik werde darin bestehen, Personal für die von der Politik und der Trägergesellschaft versprochene 24/7 (=24 Stunden tgl., 7 Tage die Woche) Notfallversorgung zu rekrutieren. Politik und Trägergesellschaft verdrängen seit Jahren die Problematik, dass sie kein Konzept haben, welches Personal diese Notdienste übernehmen soll und wer das finanzieren soll.
Der Förderverein fordert den neu gewählten Kreistag – und hier insbesondere die großen Fraktionen der SPD und CDU, die bisher dafür gesorgt hätten, dass die Trägergesellschaft agieren kann, wie es ihr beliebt – dazu auf, der Trägergesellschaft klare Vorgaben zu machen: „Die flächendeckende Gesundheitsversorgung muss gewährleistet sein. Das Krankenhaus in Norden darf nicht geschlossen werden, bevor eine funktionierende Zentralklinik in Uthwerdum steht. Dafür trägt der Kreistag die Verantwortung!”
Wir nehmen mit unserer Pressemitteilung u.a. Bezug auf die folgende Berichterstattung in der Lokalpresse:
ON 22.10. (Nachnutzung) Viele Möglichkeiten – noch wenig Konkretes
OZ 22.10. (Nachnutzung) Altkliniken werden zu Gesundheitszentren
EZ 25.10. Ärzte im Ender Klinikum ächzen unter Arbeitsbelastung
ON 29.10. Stellungnahme der Trägergesellschaft / Maßnahmen gegen Personalnot
OZ 29.10. Stellungnahme der Trägergesellschaft / Personal dringend gesucht
Ostfriesischer Kurier 02.11. Hoher Aufwand bei Mitarbeitergewinnung
Ostfriesischer Kurier 02.11. Entlastung der Zentralen Notaufnahme (neue Notfalltriagepraxis)