(23.07.23) Im Wortlaut : Das “Eckpunktepapier” für die Krankenhausreform
Bundes- und Ländergesundheitsminister haben sich am 10. Juli 2023 auf ein “Eckpunktepapier” für die geplante Krankenhausreform geeinigt. Auf Basis dieses Eckpunktepapiers wird in den kommenden Monaten ein Gesetzentwurf ausgearbeitet werden. Wie dokumentieren das Papier hier im Wortlaut.
2023–07-10_BGM_Eckpunktepapier_Krankenhausreform
(09.07.23) Im Wortlaut : Stellungnahme von Dr. med. Axel Schoenian zu den Verlautbarungen des Geschäftsführers des Rettungsdienstes des Landkreises Aurich, M. Schäfer im Rahmen des Kreis-Betriebsausschusses Rettungsdienst am 15.06.
Am Freitag, 16.06.23 wurde in Artikeln in mehreren Zeitungen eine Stellungnahme des Geschäftsführers des Rettungsdienst des Landkreises Aurich veröffentlicht, in der suggeriert wurde, daß die offensichtlich für den 01.07.2023 geplante Streichung der Grundversorgung am Krankenhaus Norden durch Verbesserungen im Rettungsdienst kompensiert werden könnten.Das ist sachlich falsch!!Der Rettungsdienst ist nicht einmal annähernd in der Lage, die Schließung der Grundversorgung im Krankenhaus Norden zu kompensieren!
Ich kann das beurteilen, da ich vermutlich mehr Erfahrungen habe, als jeder der Entscheidungsträger in Aurich. Ich kenne das Gesundheitssystem aus vielen Blickwinkeln:
- Zivildienst im Rettungsdienst (20 Monate, Emden und Pewsum, Ausbildung zumRettungssanitäter)
- 7,5 Jahre Arbeit in Krankenhäusern (Innere Abteilung, Chirurgie; Facharzt für Innere Medizin)
- Tätigkeit als Notarzt mit mehreren hundert Einsätzen
- Tätigkeit als Hausarzt seit vielen Jahren
Eine Stellungnahme, in der die Problematik verständlich wird, kann ich nicht kurz halten. Dann wäre der Inhalt unzureichend nachvollziehbar. Die Stellungnahme von Herrn Marcel Schäfer vom Ordnungsamt des Landkreises Aurich soll für die Bevölkerung wohl vor allem beruhigend wirken. Sie geht jedoch nach allem, was ich bei meiner täglichen Arbeit seit Jahren erlebe, völlig an der Realität vorbei:
(1) Zunächst einmal ist es banale Realität, dass Rettungsdienst und Krankenhäuser zwei völlig unterschiedliche Organisationen mit unterschiedlichen Aufgaben sind. Bundesweit gibt es beides flächendeckend, Krankenhäuser und Rettungsdienst – nirgends übernimmt die eine Struktur die Aufgabe der anderen, nur von Herrn Schäfer / dem Landkreis Aurich wird suggeriert, der Rettungsdienst könne ernsthaft zum Ersatz eines Krankenhauses beitragen.
Der Rettungsdienst ist dafür verantwortlich, bedrohliche Notfälle rasch so erstzubehandeln, dass keine unmittelbaren Folgen durch Unterlassen entstehen (z.B. bei Verdacht auf Knochenbruch vorläufig schienen / z.B. Kreislaufüberwachung und ggf. Eingreifen zur Stabilisierung, z.B. mit Infusionen) und zum nächsten geeigneten Krankenhaus zu transportieren. Eine definitive Stellung einer Diagnose oder eine definitive Behandlung vor Ort wird zum Beispiel vom Rettungsdienst grundsätzlich nicht durchgeführt. Fälle, die keine bedrohlichen Notfälle sind, werden grundsätzlich nicht transportiert. Der Rettungsdienst übernimmt also bei weitem nicht alle Transporte, die aus gesundheitlichen Gründen nötig sind.
Das Krankenhaus ist für die definitive Stellung der Diagnose und die Behandlung zuständig. Meist geschieht das im Rahmen eines stationären Aufenthaltes. Es ist jedoch bundesweit üblich, dass auch ambulante Diagnostik und Behandlung durchgeführt werden – ein bekanntes Beispiel dafür sind die Chirurgischen Ambulanzen in den Krankenhäusern, in denen auch ambulant unter anderem durch Röntgenuntersuchungen Knochenbrüche diagnostiziert oder ausgeschlossen und eine Versorgung zum Beispiel mit Gipsanlage oder Naht einer Wunde regelmäßig durchgeführt werden.
Diese Strukturen können sich nicht gegenseitig ersetzen. Es gibt nur geringe Überschneidungen der Tätigkeitsfelder. Genauso wenig können Hausarzt- oder Facharztpraxen oder Pflegedienste ein Krankenhaus ersetzen. Auch diese haben andere Aufgaben und es gibt nur geringe Überschneidungen.
(2) Die Rettungsdienst- und Notarzt-Versorgung ist bereits jetzt in der Umgebung von Norden unzureichend und muss deshalb auch ohne Schließung in Norden unbedingt zeitnah verbessert werden. Der Rettungsdienst hat aktuell selbst zu viele Lücken, als dass er dazu beitragen könnte, andere Lücken zu stopfen:
-Der Notarztwagen in Norden ist in der letzten Zeit öfters nicht besetzt. Das habe ich aus mehreren Quellen erfahren. Der Notarzt wird in Norden – genauso wie in den meisten Städten in Deutschland – zu einem großen Teil durch Krankenhausärzte besetzt. Das Herunterfahren des Krankenhauses Norden ist der wahrscheinliche Grund, warum die Besetzung in letzter Zeit öfters nicht funktioniert. Die Schließung der Grundversorgung in Norden wird die Situation voraussichtlich nochmals deutlich verschärfen.
-Im Juli 2022 haben MitarbeiterInnen aus dem Rettungsdienst des Landkreis Aurich anonym eine Überlastungs-Mitteilung an die Presse gegeben, die auch an mehreren Stellen veröffentlicht wurde. Inzwischen hat der Landkreis für Ruhe gesorgt. Es wirkt für mich jedoch nicht so, als seien die Probleme abgestellt. Genau wie im Juli 2022 wirkt die Leitung des Rettungsdienstes inkompetent und hat offensichtlich zu viel Entfernung von den MitarbeiterInnen.
(https://www.on-online.de/artikel/1259817/Schwere-Vorwuerfe-gegen-Rettungsdienst-Leitung ;
https://www.oz-online.de/artikel/1260791/Total-ueberlastet-Vorwuerfe-gegen-Auricher-Rettungsdienst ;
https://www.reddit.com/r/blaulicht/comments/vrdjqc/anonymer_brief_sorgt_f%C3%BCr_aufsehen_total/ )
Zwei Beispiele für die unzureichende Versorgung aus den letzten Wochen aus meiner täglichen Arbeit:
(a) In meinem letzten hausärztlichen Bereitschaftsdienst im Altkreis Norden im Mai 2023 musste ich zu einer knapp 60-jährigen, übergewichtigen (> 150 kg) Patientin mit mehreren chronischen Krankheiten. Es war ein Samstag, ich war um ca. 11 Uhr bei der Patientin, nachdem Angehörige die 116117 angerufen hatten. Die Frau hatte schon die ganze Nacht auf dem Sofa sitzend verbracht, weil sie vor Schmerz nicht aufstehen konnte, nachdem sich ihr Zustand in den letzten Tagen und Wochen kontinuierlich verschlechtert hatte. Ich konnte die Ursache der Beschwerden nicht sicher vor Ort feststellen. Die Patientin musste zur Diagnostik und Therapie ins Krankenhaus. Deshalb habe ich den Rettungsdienst alarmiert, einen Rettungswagen mit einer ausreichend großen Trage angefordert, nach Eintreffen des Rettungswagens ein Schmerzmittel gespritzt und dann beim Umlagern vom Sofa auf die Trage geholfen, so dass die Patientin ins Krankenhaus transportiert werden konnte.
In der Wartezeit auf den Rettungsdienst habe ich von der Patientin und den Angehörigen erfahren, dass sie den Rettungsdienst am selben Tag schon einmal angerufen hatten, der Rettungswagen sei um 7:30 bereits dagewesen. Das Personal konnte die Patientin jedoch vor Schmerz nicht auf die Trage bekommen. Ein Notarzt, der dann normalerweise eine Schmerzspritze verabreichen müsste, sei nicht verfügbar gewesen. Daraufhin sei der Rettungswagen wieder abgezogen mit dem Hinweis, die Angehörigen sollten die 116117 anrufen, damit der hausärztliche Bereitschaftsdienst kommen könne, um der Patientin eine Schmerzspritze zu verabreichen.
Auch am Vortag hatte die Patientin den Rettungsdienst bereits schon einmal angerufen. Da sei sie aber am Telefon abgewimmelt worden. Offensichtlich hatte sie es nicht geschafft, ihre Lage so dramatisch zu schildern, dass die Leitstelle einen Rettungswagen zu ihr geschickt hätte.
Die verzögerte Diagnostik und Behandlung haben für die Patientin zur Folge gehabt, dass sie Stunden – eigentlich sogar einen Tag mit Schmerzen hilflos in ihrer Lage bleiben musste. Ob sie dadurch auch dauerhafte gesundheitliche Schäden behält, ist mir nicht bekannt. Das ist jedoch gut möglich.
(b) Einer meiner Patienten, dessen Ehefrau im Juni 2023 verstorben ist, berichtet mir: um ca. 18 Uhr sei seine ohnehin kranke Frau abends im Bett plötzlich nicht mehr ansprechbar gewesen, war im Bett zusammengesackt, hatte dabei fraglich auch etwas gekrampft. Er hat die 112 angerufen. Nach gut ½ Stunde – evtl. seien es sogar 45 Minuten gewesen – sei ein Rettungswagen gekommen, ein Notarzt sei nicht dabei gewesen. Seine Frau wurde in den Rettungswagen geladen. Der Blutdruck sei bei 80/40 gewesen. Dann wurde aus dem Rettungswagen telefoniert und offensichtlich zunächst kein freies Krankenhausbett in akzeptabler Entfernung gefunden. Deshalb sei der Rettungswagen zunächst nach Norden gefahren. Um 20 Uhr habe er einen Anruf aus Norden bekommen, seine Frau sei halbwegs wach und würde jetzt nach Aurich verlegt, weil woanders kein Platz sei. Der nächste Anruf kam aus der Notaufnahme Aurich, dort würde seine Frau wegen Herzstillstand gerade reanimiert, es bestünde wenig Hoffnung. Nach einer weiteren halben Stunde kam dann die telefonische Nachricht, dass seine Ehefrau verstorben sei.
An den Beispielen lässt sich erkennen, dass
- der Rettungsdienst nicht jeden Patienten, der sich in Not fühlt, ins Krankenhaus bringt – auch wenn sich im Verlauf herausstellt, dass es ein Notfall ist
- ch auch in den letzten Wochen Fälle erlebt habe, in denen das Rettungsdienst- und Notarztsystem überfordert waren
- fehlende Krankenhauskapazitäten vom Rettungsdienst nicht ausgeglichen werden können.
Der Rettungsdienst und das Notarztsystem müssen verbessert werden, darin stimme ich mit der Leitung des Rettungsdienstes überein. Der Landkreis hat dringend daran zu arbeiten, dass der Rettungsdienst seine Aufgaben in einer ausreichenden Qualität wahrnehmen kann – das kann mit einer Grundversorgung im Krankenhaus Norden wahrscheinlich besser gewährleistet werden, als nach einer Zerstörung der Grundversorgung. Der Rettungsdienst hat aktuell offensichtlich selber Probleme und ist nicht in der Lage, zu einer Kompensation der Defizite in der Grundversorgung durch Krankenhäuser beizutragen.
(3) Der Rettungsdienst ersetzt nicht ein Krankenhaus:
Regelmäßig vorkommende Beispiele für „kleine Notfälle“, die jedoch auch wichtig sind:
- Schnittwunde beim Grillen am Abend oder bei der Gartenarbeit am Samstag, wenn also keine chirurgische Praxis geöffnet ist – das ist kein Fall für den Rettungsdienst. Voraussichtlich wird das in Norden keiner mehr nähen, wenn die Grundversorgung vom Landkreis Aurich zerstört worden ist. Für den Transport nicht bedrohlicher Notfälle ist der Rettungsdienst nicht zuständig. Ein Taxi nach Aurich oder Emden kostet inclusive Rückfahrt von Norden aus sicherlich 150,-€. Dieses Geld hat nicht jeder Mitbürger einfach so in der Geldbörse, einige haben dieses Geld wirklich nicht übrig. Bei ambulanten Behandlungen übernehmen die Krankenkassen diese Kosten regelmäßig nicht (nur ab Pflegegrad 3 bzw. Behindertenausweis mit Merkzeichen aG, H oder Bl, das ist bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten nicht der Fall)
- Ein Bewohner eines der vielen Heime in Norden und Umgebung stürzt abends aus dem Bett – die nächste Gelegenheit für Röntgen und Ausschluss oder Bestätigung eines Knochenbruches wird dann voraussichtlich in Aurich oder Emden sein.
- Tourist stürzt im Hafen in Norddeich, hat eine Schwellung am Handgelenk – auch für ihn wird bei Streichung der Grundversorgung in Norden gelten: Röntgen und ggf. Behandlung voraussichtlich nicht näher als in Emden oder Aurich, zumindest außerhalb der Praxisöffnungszeiten
Bisher finden die Versorgung von Wunden, das Röntgen zum Ausschluss oder zur Bestätigung von Knochenbrüchen und die Behandlung einer Fraktur mit Gips oder Operation durchgehend Tag und Nacht im Krankenhaus in Norden statt. Die Wege zur Diagnostik und Therapie solcher „kleiner Notfälle“ werden für zehntausende Einwohner unverhältnismäßig weit (51 000, die dann mehr als 30 Autominuten vom nächsten Krankenhaus der Grundversorgung entfernt leben, ca. 70 000 Einwohner im Einzugsbereich von Norden, dabei nicht mitgezählt sind Touristen mit allein in der Stadt Norden ca. 2 000 000 (2 Millionen) Übernachtungen im Jahr).
(4) Oft ist es schwer, einen Notfall als solchen zu erkennen. Bei unklaren Symptomen ist eine kompetente, niederschwellige und ortsnahe Abklärung unbedingt nötig. Also ein Krankenhaus mit Grundversorgung vor Ort:
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Dass der Rettungsdienst sicher die Schlaganfälle nach Emden und die Herzinfarkte nach Aurich bringt ist sachlich falsch. Oft ist weder dem Patienten selbst noch Angehörigen oder dem Rettungsdienst klar, welche Erkrankung ein Mensch mit Beschwerden letztlich hat. Diese müssen zunächst diagnostisch eingeordnet werden. Dafür sind regelmäßig Krankenhausstrukturen der Grundversorgung nötig und ausreichend. Diese Beschwerden kann der Rettungsdienst oder ein Notarzt in vielen Fällen nicht definitiv vor einer Diagnostik im Krankenhaus abklären. Zudem sind die entsprechenden Fachabteilungen wie zum Beispiel Kardiologie in Aurich oder die „Stroke unit“ in Emden öfters abgemeldet und können nicht aufnehmen. Ein Beispiel: wenn man z.B. Wasser im Bein oder Luftnot bei Belastung hat. Hinter diesen Beschwerden können Herzschwäche / Thrombose / Lungenembolie / Herzinfarkt, aber auch ganz harmlose Dinge stecken. Dafür mit dem Taxi nach Emden oder Aurich zu fahren, da stundenlang in der Aufnahme zu sitzen und hinterher auf den Taxikosten sitzenzubleiben, dürfte in Zukunft regelmäßig Mitbürger aus der Umgegend von Norden davon abhalten, unklare, aber potentiell lebensbedrohliche Beschwerden orts- und zeitnah kompetent abklären zu lassen.
- Eine meiner ersten Lehren als Assistenzarzt in einer internistischen Krankenhaus-Abteilung bereits 1996 war: ein Patient, der mit Notarzt und Alarm ins Krankenhaus kommt, hat häufig keinen Herzinfarkt. Der Patient, der zu Fuß auf Drängen der Ehefrau kommt, weil er ständig Luftnot hat, der aber eigentlich gar nicht ins Krankenhaus will, muss ernst genommen werden: der hat oft wirklich etwas Ernstes – zum Beispiel einen Infarkt.
- Ein konkretes Beispiel aus meiner Familie vor einigen Jahren: Eine Angehörige von mir hat mich angerufen (ich habe damals 250 km entfernt gewohnt) und meinte, dass es ihrem 60-jährigen Ehemann nicht so gut gehe. Der meinte, er hätte „Kitzeln in der Brust“. Er übersetzt das plattdeutsche „Kellen“ (wie bei Kuuskellen) offensichtlich etwas ungenau mit Kitzeln („kitzliges Gefühl beim Zahnarzt“). Ich habe dem Ehepaar deshalb empfohlen, nach Norden ins Krankenhaus zu fahren. Dort wurde ein Hinterwandinfarkt diagnostiziert, danach Herzkatheter in Leer und Stent in Oldenburg. Der Rettungsdienst hätte ihn mit „Kitzeln in der Brust“ wahrscheinlich nicht ins Krankenhaus mitgenommen. Solche unklaren und etwas kniffligen Situationen sind bedeutend häufiger, als Situationen, in denen von vornherein alles klar ist – wie uns die Verantwortlichen des Landkreises weismachen wollen.
(5) Die Verantwortlichen und Entscheidungsträger reduzieren in ihrer Argumentation regelmäßig die Notfallversorgung auf die Versorgung von Herzinfarkten (mit Rettungsdienst zur Kardiologie im Krankenhaus Aurich) und Schlaganfällen (mit Rettungsdienst zur Schlaganfall-Einheit = Stroke-Unit im Krankenhaus Emden). Das entspricht bei weitem nicht der Realität:
- Die meisten medizinischen Fälle / Krankenhausfälle / Notfälle sind eben nicht diese beiden Erkrankungen. Das kann man zum Beispiel daran sehen, dass im Krankenhaus Emden die Stroke unit lediglich 10 von 350 Betten ausmacht, das sind knapp 3% der Betten.
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Tatsächlich sind viele Fälle kniffliger: die Diagnose wird erst im Krankenhaus gestellt, die Einlieferung erfolgt allenfalls mit einer Verdachtsdiagnose, oft auch nur wegen unspezifischer Symptome („unklares Fieber“, „unklare Bauchschmerzen“ usw.). Bei der Frau unter Punkt 2), 1. Beispiel habe ich übrigens eine Nierenbeckenentzündung, evtl. mit Urosepsis (also Blutvergiftung) bei vorbestehendem Diabetes mellitus und sicherlich auch Verschleiß an einigen Gelenken, z.B. den Hüftgelenken, für eine wahrscheinliche Diagnose gehalten.
- Für viele dieser Fälle und für viele nicht eindeutig lebensbedrohliche Notfälle (wie eine Schnittwunde an der Hand) ist der Rettungsdienst nicht zuständig. Somit kann der Rettungsdienst vielleicht ein wenig zur Kompensation einer Schließung der Grundversorgung beitragen. In der Öffentlichkeitsarbeit werden diese Möglichkeiten des Rettungsdienstes jedoch dramatisch überbewertet.
(6) Der langjährige Träger des Krankenhauses in Norden, der Landkreis Aurich bzw. jetzt die Trägergesellschaft agieren seit Jahrzehnten
- intransparent
- mit Versprechungen, die nicht eingehalten werden
- mit einer Verschlechterung der Gesundheitsversorgung entgegen anderslautender Zusagen
- fachlich und handwerklich inkompetent
- mit unzureichender Abstimmung mit den anderen Leistungserbringern im
- Gesundheitswesen
Vermutlich ist die Stellungnahme von Herrn Schäfer am ehesten in diesem Zusammenhang zu sehen. Aktuelle Beispiele dazu:
- Meine hausärztliche Praxis, die im Einzugsbereich des Krankenhauses Norden liegt,ist offiziell noch nicht über die Änderungen in der Versorgung durch das Norder Krankenhaus informiert worden. Meine Informationen beziehe ich aus der Zeitung, von meinen Patienten und über meine informellen Kontakte mit anderen niedergelassenen ÄrztInnen und Krankenhaus-MitarbeiterInnen.Diese „nicht-Information“ ist beim Krankenhausträger seit vielen Jahren üblich: bei positiven Veränderungen wird offensiv informiert, Streichungen werden nicht mitgeteilt. So wurde vor einigen Wochen in einem Brief an jede Arztpraxis sowie in der hiesigen Tageszeitung angekündigt, dass ein kardiologischer Oberarzt aus Aurich 2 Vormittage in der Woche eine zusätzliche Sprechstunde in Norden abhalten werde. Dass das jetzt tatsächlich nicht passiert – wahrscheinlich aus abrechnungstechnischen Gründen – habe ich nur über informelle Quellen erfahren.
- In seiner Stellungnahme sagt Herr Schäfer zu, dass der Rettungsdienst sich auf dieveränderte Situation mit der Schließung der Grundversorgung am Krankenhaus Norden einstellen werde. Das wirkt, als sei der Rettungsdienst selbst durch die Entwicklung überrascht worden – was ich für recht wahrscheinlich halte. Eine nachhaltige Planung funktioniert anders.
- In einer Kreistagssitzung, in der es um die Schließung der Grundversorgung am Krankenhausstandort Norden ging, kündigte Herr Schäfer an, dass es einfach sei, kurzfristig zusätzliche Rettungsfahrzeuge und Personal zu akquirieren. Bei den grundsätzlichen Lieferschwierigkeiten für Kraftfahrzeuge in den letzten Monaten halte ich diese Bewertung zumindest bei den Fahrzeugen für wenig realistisch. Bei einer funktionierenden Zusammenarbeit der die Gesundheitsversorgung planenden Stellen wäre ein Aufstocken des Rettungsdienstes bereits im Vorfeld selbstverständlich gewesen.
- Das Herunterfahren der Grundversorgung mit Streichung der ärztlichen Notfallversorgung am Wochenende und nachts im Krankenhaus Norden geschieht zeitgleich mit der touristischen Hochsaison (Sommerferien in Nordrhein-Westfalen 22.06.–04.08) und Straßenbauarbeiten mit Vollsperrung der B72 von Osteel nach Marienhafe („der“ Hauptstraße von der Stadt Norden Richtung Süden und zu quasi jeder anderen Stadt; Sperrung ab 12.06. bis aktuell voraussichtlich 13.7.) und somit einer drastischen Verschlechterung der Erreichbarkeit der Alternativ-Krankenhäuser in Emden und Aurich. Auf den Umleitungsstrecken kommt es regelmäßig zu Staus. Auch das ist ein drastisches Beispiel für die handwerklich schlechte Umsetzung. Wenn überhaupt hätte die Streichung der Grundversorgung außerhalb der touristischen Saison und ohne zeitgleiche Vollsperrung der Verbindung zu den Alternativkrankenhäusern erfolgen müssen.
- Ein drastisches Beispiel für nicht eingehaltene Versprechen ist die regelmäßigwiederholte Zusage aller beteiligter Politiker und der Verwaltung, dass die Grundversorgung an allen drei Krankenhausstandorten (Norden, Emden, Aurich) erhalten werde, bis die Zentralklinik arbeitet und es eine geordnete Überführung in die Zentralklinik geben werde. Dies ist eine Zusage, die in eklatanter Weise jetzt nicht eingehalten wird: Die Krankenhaus-Grundversorgung wird aktuell auf das Niveau eines regionalen Gesundheitszentrums reduziert. Aktuell heißt es, der Baubeginn der Zentralklinik solle 2024 sein – Eröffnung nicht vor 2028.
Diese Beispiele belegen die Unzuverlässigkeit der Planer im Landkreis Aurich und in der Trägergesellschaft. Mir ist nicht klar, ob dieses Verhalten allein durch Inkompetenz zu erklären ist oder ob hier Schäden an der Gesundheit der Bürger und Touristen im Altkreis Norden billigend in Kauf genommen werden.
Ich bin enttäuscht davon, dass der Landkreis Aurich ständig versucht, die Bevölkerung lediglich zu beruhigen, anstatt sich um die medizinische Versorgung zu kümmern, wie es seine Aufgabe ist.
(7) Der Rettungsdienst wird ist im Landkreis Aurich als Eigenbetrieb des Landkreises organisiert. Er ist also keine formal unabhängige Organisation wie der Rettungsdienst in Emden (Träger: DRK) oder in den meisten nordrhein-westfälischen Kommunen (Träger: Feuerwehr). Der kreiseigene Rettungsdienst ist also nicht nur an einer qualitativ hochwertigen Notfallversorgung interessiert – er ist auch in den Strukturen und Hierarchien des Landkreises Aurich gefangen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass in einer Situation, in der sich größere Anteile der Bevölkerung gegen die vom Landkreis initiierten Schließung der Grundversorgung wehren, die Stellungnahme gerade zu diesem Zeitpunkt nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Weisung des Landkreises in seiner Funktion als Krankenhausträger erfolgt.
Die Stellungnahme von Herrn Schäfer ist somit am ehesten als Beruhigungspille für die Bevölkerung zu deuten – inhaltlich bewegt sie sich weitab der Realität. Der Rettungsdienst kann nicht den Wegfall der Krankenhaus-Grundversorgung in Norden kompensieren. Vielmehr hält es der Landkreis Aurich sicherlich für unbedingt nötig, alle Register zu ziehen, um die aufgebrachte Bevölkerung zu beruhigen.
(8) Situation
Eine Streichung der Grundversorgung am Standort des Krankenhauses Norden ist nach meinen Erfahrungen gesundheits- und lebensgefährdend. Damit hätten mehr als 50 000 Einwohner + viele Touristen eine Entfernung von mehr als 30 Autofahrminuten zum nächstgelegenen Krankenhaus mit einer Grundversorgung. Dadurch werden voraussichtlich in Zukunft regelmäßig lebensgefährliche Erkrankungen gar nicht oder zu spät erkannt. Der Rettungsdienst ist nicht in der Lage, die Streichung der Grundversorgung zu kompensieren.
Im Einzelnen zusammengefasst:
- der Rettungsdienst /Notarztdienst funktioniert aktuell nicht ausreichend gut
- mit Schließung der Grundversorgung in Norden wird die Besetzung des Notarztwagens nochmals schwieriger werden
- -auch ein perfekter Rettungsdienst mit Notarzt können die Schließung einer Grundversorgung bei weitem nicht ersetzen
- ein RGZ statt einer Grundversorgung mit so wenig medizinischer Infrastruktur, wie aktuell in Norden, erhöht das Risiko für Gesundheitsschäden erhöhen und kann lebensbedrohlich sein
- Wie soll man glauben, dass der Landkreis beim Rettungsdienst irgendwelche Zusagen einhält, wenn er das Versprechen, eine Grundversorgung zu erhalten, bis die Zentralklinik in Georgsheil den Betrieb aufnimmt, nicht einhält?
- Der Landkreis und die Trägergesellschaft agieren wiederholt und auf vielen Ebenen unsensibel (Schließung der Grundversorgung bei Unzulänglichkeiten im RD /NA), zeitgleich mit Baustelle der B 72 in Osteel /Marienhafe, zeitgleich mit touristischer Hochsaison), intransparent (bisher keine Infos an Niedergelassene zur Abstimmung), keine Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung im Vorfeld.
- Auch intern keine Abstimmung: der Rettungsdienst ist nicht vorbereitet, die jetzt vonHerrn Schäfer versprochenen zusätzlichen Fahrzeuge hätten längst bestellt werden können
- Fachliche Inkompetenz : Leitung schafft es so schon nicht, RD / NA auf Stand zu halten-
Ich bin entsetzt über die Leitung seit Jahren: Ständig erlebe ich unseriöses Verhalten, aktuell stellt Herr Schäfer die Realität grob vereinfachend dar. Er hat das Ziel, die Bevölkerung zu beruhigen. Die Annahmen sind völlig unrealistisch. Eine Planung der Gesundheitsversorgung ist seit Jahren nicht wirklich vorhanden – nur Planung von Kürzungen von allem, was nicht in der Stadt Aurich ist.
(9) Forderungen
Es ist zu fordern, das Krankenhaus Norden in der Inneren Medizin und der Chirurgie wieder aufzubauen, mindestens auf den Stand von vor 2020. Also mit voller Weiterbildungsermächtigung Innere Medizin und Gastroenterologie sowie einer Chirurgie, die gute Kompetenzen in Unfallchirurgie und Allgemein-/ Bauchchirurgie hat. Ein Verbleiben auf dem Stand von Anfang 2023 ist wirtschaftlich und medizinisch unzureichend und riskant – das ist das einzige, worin ich dem Geschäftsführer der Trägergesellschaft, Herrn Balster zustimme.
Ich fordere den Landkreis Aurich dazu auf, keine neuen Versprechungen zu machen, die er dann wahrscheinlich auch nicht halten wird. Zunächst muss er das Versprechen einlösen, die Grundversorgung an allen 3 Standorten (Norden, Emden und Aurich) aufrechtzuerhalten, bis die Zentralklinik arbeitet.
Benötigt werden Strukturen in Norden
- vor Ort
- niederschwellig erreichbar
- durchgehend (24/7) geöffnet
- mit kompetenter Diagnostik (mit Fachwissen und Infrastruktur, u.a. Labor, Röntgen, CT, Sonografie, Echokardiografie, Dopplersonografie)
- Behandlung (z.B. Gips, Naht)
Am einfachsten ist das sicherlich mit einem Krankenhaus der Grundversorgung zu realisieren. Genau das wurde von den verantwortlichen Stellen auch immer zugesagt – bis zum Betrieb einer Zentralklink.
Eine Kürzung auf das Niveau eines RGZ ist nicht in der Lage, diese Leistungen zu erbringen.
Um Wirtschaftlichkeit mit einer guten medizinischen Versorgung zu verbinden, ist es wahrscheinlich am sinnvollsten, bis zur Eröffnung der Zentralklinik im Sinne der Empfehlungen des Bredehorst-Gutachtens zu handeln: mit einer Grundversorgung in Norden, Emden und Aurich sowie einer medizinisch sinnvollen und einigermaßen gleichmäßige Verteilung von Schwerpunkten wie zum Beispiel orthopädische Chirurgie / Bauchchirurgie / Thoraxchirurgie auf die 3 Standorte, so dass jeder Standort funktions- und lebensfähig ist.
(14.6.23) Krankenhausreform : Auswirkungen auf die flächendeckende Grundversorgung : Zahlen, Daten, Fakten aus Bayern
Wie sich die bundesweite Ökonomisierung der Krankenhäuser und die bevorstehende Klinikreform konkret auf Krankenhäuser der ländliche Grund- und Regelversorgung auswirkt, hat das Bündnis Klinikrettung in einer Zeitungsbeilage für Bayern dokumentiert. Unter dem Titel “Krankenhausreform — Bayern droht Kahlschlag ” werden Ursachen und Auswirkungen beschrieben. Vieles ist identisch mit der Situation in unserer Region. Aus diesem Grund empfiehlt der Förderverein die Lektüre !
(1.4.2023) Erstes niedersächsisches Regionales Gesundheitszentrum (RGZ) in Ankum gestartet : Wie man das Eliminieren eines Landkrankenhauses zugunsten von Arztpraxen schönredet
Ein ländliches Krankenhaus mit allen Grundversorungsabteilungen wird geschlossen. Über die Namensgebung(!) wird suggeriert, es handle sich auch nach der Schließung noch um das „Marienhospital“. Jedoch : In diesem „Hospital“ wird ab jetzt etwas gänzlich anderes angeboten : nämlich ärztliche Versorgung in drei Facharztpraxen mit insgesamt fünf Kassenärzten, dazu zukünftig einer gastroenterologischen Arztpraxis. Statt der wegfallenden Gynäkologie soll es ein „Praxisteam am Standort“ geben (zu einem späteren Zeitpunkt – bislang Absichtserklärung), dazu sollen zwei neue stationäre Pflegeangebote für länger pflegebedürftige Patienten kommen, die nicht mehr in einem Krankenhaus bleiben können oder keine Pflege zuhause haben.
„Zum Start stehen fünf Fachärzte in der Inneren Medizin, der Chirurgie und der Orthopädie zur Verfügung: Dr. Ulrich Martin (MVZ Innere Medizin), Dr. Christoph Bartsch (MVZ Chirurgie), Rachid Ben Karbach (Diplome de Doctorat en Medecine / Univ. Marrakech) im MVZ Chirurgie, Jannis Kantis (MVZ Orthopädie) und Nidhin Kizhakkumthala (MVZ Orthopädie). Ein sechster Kassensitz für die Fachrichtung Gastroenterologie wird in Kürze besetzt. Bis dahin werden gastroenterologische Untersuchungen wie zum Beispiel Darm- oder Magenspiegelungen über Fachärzte des Geschwisterkrankenhauses, Franziskus-Hospital Harderberg gewährleistet.“
„Die Belegklinik der Gynäkologie und Geburtshilfe ist bis zum Wechsel nach Quakenbrück (voraussichtlich im Juli) rund um die Uhr geöffnet. Dazu gehört auch eine durchgehende Bereitschaft der Anästhesie für mögliche Kaiserschnitte sowie eine ständige Bereitschaft der Intensivmedizin. Auch nach dem Wechsel der Klinik nach Quakenbrück wird ein gynäkologisches Praxisteam am Standort Ankum aktiv sein.“
„Neu aufgebaut werden aktuell zwei Pflegeangebote: Im Mai startet eine Langzeitintensivpflege im Marienhospital Ankum-Bersenbrück. Die Mitarbeitenden werden dann die Pflege von zum Beispiel beatmungspflichtigen Personen übernehmen: 17 Bewohner können rund um die Uhr vollstationär pflegerisch im Regionalen Gesundheitszentrum versorgt werden. In einer weiteren geplanten Pflegeeinrichtung können ab Juli Pflegebedürftige bis maximal acht Wochen eine vollstationäre Betreuung in Anspruch nehmen. Das Kurzzeitpflegeangebot richtet sich an Patienten, die sich nach einem Krankenhausaufenthalt noch nicht zu Hause versorgen können oder an Patienten, bei denen eine Pflege zu Hause zeitweise überbrückt werden muss.“
Der niedersächsische Gesundheitsminister Philippi wird wie folgt zitiert : „Für die Bürgerinnen und Bürger Ankums und Umgebung ist das RGZ ein wohnortnahes und gleichzeitig qualitativ hochwertiges Zentrum modernster medizinischer Grundversorgung“.
Was der Minister hier sagt, erfüllt den Tatbestand reinster Schönfärberei. Er lobt das RGZ als „genau passende“ Lösung für alle möglichen schlagwortartig angerissenen „Probleme“. Hinter den hohlen Werbetextbausteinen mit verräterischen Superlativen lassen sich keine greifbaren, klar umrissenen realen Leistungen ausmachen. Es sind Appelle an die Bürger, sich etwas Gutes darunter vorzustellen. “Wohnortnah“, klingt gut, aber welche Leistungen findet in der Nähe des Wohnorts denn noch statt ? Ein „qualitativ hochwertiges Zentrum“ soll das RGZ sein. Klingt nach drei Pluspunkten- aber welche Vorteile durch diese diese Zentralisierung zu erwarten? Wie und wodurch wird die Qualität der Medizin verbessert, und inwiefern wird sie damit „hochwertig(er)“? Noch ein Superlativ : es wird „modernste“ Grundversorgung geboten. Die „Grundversorgung“ ist bekanntlich ein „entlehnter“ Begriff aus der Beschreibung bzw, einer Taxonomie von Kliniken. Warum reicht nicht eine “moderne”, oder den Behandlungsfällen einfach angemessen Grundversorgung? Hinter diesem hohlen Werbesprech steht eine handfeste Umdeutung dessen, was bisher unter “Grundversorgung” verstanden wird. Die “modernste” Grundversorung kommt — anders als bisher — ohne klassische stationäre Leistungen wie Notallbehandlung, Chirurgie und Innere Medzin aus. Die Arztpraxen mit Belegbetten und Pflegestation, die hier in Zukunft bereitgehalten werden, sollen laut Wort des Sozialministers ab sofort als das Nonplusultra dessen gelten,was der Bürger unter „Grundversorgung“ erwarten darf.
Hinter dem Schlagwort vom Megatrend “Ambulantisierung” steht dabei ein ganz simples wirtschaftliches Interesse an einer radikalen Kostensenkung durch das Einschränken von Angeboten der Stationären Versorgung. Die Angebote der kleinen Kliniken werden als “wirtschaftlich nicht (mehr) betreibbar” gebrandmarkt, die Abteilungen sollen an großen zentralen Krankenhäusern konzentriert werden. Am Standort der ehemaligen Kliniken verbleiben dann im Wesentlichen nur noch Angebote, die ebensogut von niedergelassenen Arztpraxen bzw. Verbünden solcher Praxen erbracht werden können.
Was wird im RGZ einem Notfallpatienten angeboten ?
„Was tun bei einem Notfall? Die Notaufnahme des Marienhospitals Ankum-Bersenbrück wird am Freitag, den 31. März um 16 Uhr schließen. Die Facharztpraxen des Marienhospitals behandeln während der Öffnungszeiten auch künftig ambulante Notfälle.Bei einem lebensbedrohlichen Notfall gilt es, unmittelbar die112 zu wählen. Der Rettungsdienst entscheidet wie bisher je nach Krankheitsbild und Verfügbarkeit, welches Krankenhaus angefahren wird. Unter 116117 bekommen Menschen außerhalb der Sprechstundenzeiten Hilfe bei Erkrankungen, mit denen sie sonst in eine Praxis gehen würden und deren Behandlung nicht bis zum nächsten Tag warten kann.“
Fazit : Ein Notfallpatient hat ausserhalb der Facharztpraxiszeiten zwischen einem Anruf der 112 und der 116117 zu wählen. Das ist das “Angebot” des RGZ.
Alle hier zitierten Aussagen aus : https://www.niels-stensen-kliniken.de/marienhospital-ankum-bersenbrueck/aktuelles/pressemitteilungen/artikel/ab-3-april-erstes-regionales-gesundheitszentrum-niedersachsens-oeffnet.html
(19.03.2023) aktuelle Pressemitteilung des Fördervereins
Abbau am Krankenhaus Norden geht weiter
Förderverein besorgt über aktuelle schlechte Gesundheitsversorgung
„Die Situation in den Krankenhäusern in Norden, Emden und Aurich verschärft sich. Uns sind inzwischen Fälle bekannt, in denen die Gesundheit der Patienten gefährdet wird, in denen die Arbeitsbedingungen das Personal krank machen und in denen Mitarbeiter das Krankenhaus verlassen und sich Arbeitgeber suchen, die mit ihnen besser umgehen. Die Fälle betreffen alle 3 Standorte.“ sagte Dr. Axel Schönian. Besonders betroffen sei dabei der Standort Norden, an dem der Landkreis Aurich und die Trägergesellschaft bei weitem am Meisten gekürzt hätten. Diese Veränderungen waren nicht unausweichlich, sondern seien gezielt vorgenommen worden. Zum Beispiel seien die Folgen der Versetzung des Chefarztes Dr. Raytarowski von Norden nach Aurich im Jahr 2020 erst jetzt drastisch zu spüren.
Die Internistischen und Chirurgischen Stationen in Norden seien inzwischen in einem Maße reduziert worden, dass es immer wieder zu Überlastungssituationen komme. Dann müssen Patienten in der ZNA (zentrale Notfallaufnahme) übernachten, obwohl diese nur für die Aufnahme bzw. ambulante Betreuung ausgelegt sei. Es gebe zum Beispiel keine Zimmer mit Sanitäranlagen dort. Bis zu 10 Patienten seien davon in einer Nacht betroffen. Zusätzlich müssten Patienten auf den Stationen auf dem Flur übernachten, so voll sei es zeitweise. Die Krankenhäuser in Emden und Aurich könnten nicht übernehmen, weil sie selbst überlastet seien. Das Personal traue sich nicht, etwas zu sagen aus Angst um den Arbeitsplatz.
Auf der anderen Seite stehen im Krankenhaus Norden Stationen leer als Folge der Streichungen der letzten Jahre.
Die geplante Installation einer „halbstationären“ Versorgung mit dem StatAMed-Modellversuch am Standort Norden sei voraussichtlich keine Lösung, sondern nur ein Schritt zu einer weiteren Verschlechterung der Gesundheitsversorgung vor Ort. Damit werde die bereits jetzt unzureichende Versorgung der Bevölkerung in Norden und Umgebung nur noch weiter zusammengestrichen. Die Einführung des StatAMed-Programms werde zu einer Umwandlung des Krankenhauses in eine bessere Pflegestation und zur Schließung der Notfallambulanz führen.
Der Förderverein beklagt die Intransparenz und Heimlichtuerei der Entscheidungsträger ebenso wie deren Inkompetenz: die Verantwortlichen Politiker planen offensichtlich schon seit knapp 1 Jahr, dass das StatAMed-Projekt in Norden ausprobiert werden soll.
Offensichtlich würden sich die Entscheidungsträger nicht mit der medizinischen Versorgung der Bevölkerung beschäftigen.
In seiner ersten Presseerklärung habe der neue Geschäftsführer, Herr Balster, insbesondere von der prekären finanziellen Situation berichtet. In seiner Einarbeitung seien von der Verwaltung und der Politik offensichtlich nur Vorgaben zu Finanzen, aber keine Vorgaben zur Sicherstellung der Qualität der medizinischen Versorgung für die nächsten Jahre gemacht worden. Im Gegenteil fordern Kreispolitiker regelmäßig weitere Einschnitte. Dafür hat der Förderverein kein Verständnis.
(09.05.2022) Regelmäßige Termine des Fördervereins im Mittelhaus finden wieder statt
Unsere öffentlichen Treffen im Mittelhaus in Norden (Runder Tisch) finden nach pandemiebedingter Unterbrechnung nun wieder regelmäßig statt! Die kommenden Termine veröffentlichen wir auf der Seite Unsere nächsten Termine
(05.10.2021) Zentralklinik kommt ein Jahr später – hält der Landkreis eine „Wirtschaftlichkeitsbetrachtung“ mittlerweile für überflüssig ?
siehe den überarbeiteten Beitrag Wirtschaftlichkeitsbetrachtung überflüssig ? neue Termine für die Zentralklinik
(09.09.2021) Niedersachsens Finanzminister macht Kliniken als Kandidaten für harten Sparkurs in den kommenden Jahren aus
Dieses Interview der NOZ mit Niedersachsens Finanzminister erschien diese Woche so auch in unserer Lokalpresse.Unter der Überschrift “Gürtel muss enger geschnallt werden — Niedersachsens Finanzminister Hilbers will harten Sparkurs fahren, um Schulden nach der Krise abzubauen” äußert sich Hilbers zum Finanzhaushalt nach der Corona-Krise, benennt aber auch Fluthilfefonds und “strukturelle Mindereinnahmen” als Ursachen eines aus seiner Sicht gestiegenen“Konsolidierungsdrucks”. Auf die Frage der NOZ “Wo konkret werden die Bürger spüren, dass die Zeiten gut gefüllter Kassen in Niedersachsen vorbei sind?” , nennt Hilbers die Krankenhausinvestitionen als “beispielhaften Bereich” neben KITAs und Ganztagsbetreuung : “Wir haben .. pro Jahr 25 Prozent mehr in den Krankenhausbereich investiert.” Auch wenn hier weder die tatsächlichen Zahlen zur Entwicklung der Investitionsfinanzierung noch deren genaue Veränderungen angesprochen werden : Man darf aus diesen Bemerkungen schließen, daß es erstens bei der chronischen Unterfinanzierung der Investitionskosten für Krankenhäuser im Rahmen der dualen Finanzierung bleiben wird, und daß zweitens die Landesmittel für kostenintensive Klinikmodernisierungen zurückgefahren werden sollen.
Zum Thema Krankenhausfinanzierung in Niedersachsen siehe auch Krankenhausförderung in Niedersachsen
(06.07.2021) Entwurf von SPD und CDU zur zukünftigen Krankenhausplanung im Landtag angenommen
Unter dem Titel “Qualitativ hochwertige und wohnortnahe Krankenhausversorgung auch in Zukunft sicherstellen — niedersächsische Krankenhauslandschaft weiterentwickeln” haben SPD und CDU im Landtag Niedersachsen im Juni 2021 einen Entschliessungsentwurf vorgelegt, in dem sie von der Landesregierung geänderte Ziele und Vorgaben der Krankenhausplanung fordern. Eine entsprechende Entschliessung an die Landesregierung wurde am 6.7.2021 in der hier dokumentierten Fassung angenommen.
(02.07.2020) Förderverein fragt nach : Wie soll die Notfallversorgung künftig organisiert werden ?
Der Förderverein hatte im Mai 2019 hier über Ideen der Klinik-Trägergesellschaft zur Gestaltung der Notfallversorgung berichtet. Dabei ging es sowohl um den Zeitraum bis zur beabsichtigten Ablösung der drei bestehenden Krankenhäuser durch eine Zentralklinik als auch um die Zeit nach dem Wegfall der bestehenden Krankenhäuser. Die Ideen waren vor dem zweiten Emder Bürgerentscheid vorgestellt worden, in dem den Emdern eine in der hier dokumentierten Fassung vor Ort auch bei Wegfall des Krankenhauses versprochen wurde. Für Norden und Aurich war eine entsprechende Sicherung der Notfallversorgung angedacht worden. 2020 sollte es losgehen, eine Art Modellprojekt wurde angekündigt für eine integrierte Notfallversorgung (also als gemeinsames Angebot der KV mit ihren Bereitschaftsdiensten und den drei Kliniken mit ihren Zentralen Notaufnahmen ) .
In den vergangenen 14 Monaten sind jedoch weder von Seiten der kommunalen Träger noch von den Klinikverantwortlichen weitere öffentliche Planungen oder Maßnahmen eingeleitet worden, um die Notfallversorgung anzupassen und sicherzustellen. Daß bedingt durch die Corona-Pandemie seit März 2020 geänderte Prioritäten gesetzt wurden, ist bekannt und bewußt. Nichtsdestoweniger hält der Förderverein es aber nach wie vor für dringend geboten, zur Sicherstellung einer integrierten Notfallversorgung praktikable Lösungen auf den Weg zu bringen. Vor diesem Hintergrund hat Dr. Axel Schoenian den Mitgliedern des Krankenhaus- und Heimausschusses, der am 30.06. in Hage tagte, die folgenden Fragen mitgegeben – mit der Bitte um eine Beantwortung im Rahmen des nächsten Ausschußtermins.
Moin,
mein Name ist Axel Schönian, ich bin Hausarzt hier in Hage.
Ich habe 4 Fragen zur Notfallversorgung zu Zeiten der Zentralklinik in Georgsheil, also wenn die Krankenhäuser in Norden, Aurich und Emden nicht mehr existieren.
Die Fragen richten sich ausschließlich an die Abgeordneten der SPD- und der CDU-Fraktion, weil diese beiden Parteien im Kreistag die politisch Hauptverantwortlichen für die geplante Zentralklinik sind.
1.Frage – um auf einen gemeinsamen Ausgangspunkt zu kommen: Wie funktioniert die Notfallversorgung jetzt überhaupt?
2.Frage: Wie ist Ihr Konzept für eine Notfallversorgung, wenn in Georgsheil eine Zentralklinik steht und die Krankenhäuser in Norden, Aurich und Emden nicht mehr existieren?
3.Frage: Welches Personal soll die Notfallversorgung übernehmen?
4.Frage: Wer finanziert das – insbesondere das Personal?
(30.04.2019) Landtagskommission in Brandenburg : flächendeckende Grund- und Regelversorgung muß erhalten bleiben
In Brandenburg hat eine parteiübergreifende Landtagskommission zur langfristigen Sicherstellung von wichtigen Infrastrukturangeboten im ländlichen Raum nach mehrjähriger Tätigkeit ihren Abschlußbericht vorgestellt. Er enthält klare Aussagen zur Notwendigkeit der Versorgung mit wohnortnahen Krankenhäusern und mit Ärzten und Hebammen. An dem Report haben Vertreter der fünf Fraktionen von SPD, CDU, Linke, Grünen, AfD sowie der Städte- und Gemeindebund und der Landkreistag Brandenburg mitgewirkt.
Ärzteblatt : Kommission will Kliniken in Brandenburg erhalten
(14.02.2019) Im Wortlaut — Norder Grüne zu Harm-Uwe Weber
Zu den Äußerungen des amtierenden Landrats Harm Uwe Weber zu der von ihm favorisierten Vorgehensweise für den Fall einer erneuten Ablehnung der Zentralklinikpläne durch die Emder Bürger beim bevorstehenden Bürgerentscheid in Emden haben sich die Norder Grünen mit der nachfolgend dokumentierten Pressemeldung geäußert.
(06.01.2019) Bundesgesundheitsminister plant 2019 weitreichende Änderungen der Notfallversorgung
Kurz vor der Weihnachtspause hat Bundesgesundheitsminister Spahn noch (s)eine Agenda von Maßnahmen für den Bereich der Notfallversorgung für 2019 angekündigt. Die Umsetzung würde zu erheblichen Einschränkungen für Notfallpatienten führen. Für unsere Region würde eine Umsetzung dieser Pläne – insbesondere bei weiterem Festhalten an den Zentralklinikplänen – die Qualität der Notfallversorgung in den Mittelzentren klar verschlechtern. Auch wenn es sich bislang eine politische Absichtserklärung handelt, deren Umsetzung sogar noch Änderungen am Grundgesetz erfordern würde : Spahns Agenda deckt sich mit Empfehlungen, die auch gesundheitspolitische Expertengremien in jüngster Zeit so oder ähnlich gegeben haben. Es handelt sich also leider nicht um einen der „Spahnschen Papiertiger“. Fazit :Er will den Zugang zu den Notfalldiensten und die Inanspruchnahme für alle erschweren – dieses Sparprogramm stellt er als Qualitätssicherung der Notfallversorgung und Schutz für die „wirklich Betroffenen“ vor.
Eine ausführliche Analyse und Bewertung auf unserer Seite Wissenwertes / Hintergrund:
Spahns Agenda 2019 für die Reform der Notfallversorgung
(15.09.2018) Neuregelung der stationären Notfallversorgung — G‑BA Beschlüsse gefährden die flächendeckende Notfallversorgung
Der G‑BA — das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland- hat am im April 2018 für die stationäre Notfallversorgung ein gestuftes System beschlossen, das die Voraussetzungen für die Teilnahme aller deutschen Krankenhäuser an der Notfallversorgung sowie die Vergütung ihrer Notfallversorgungsleistungen in wesentlichen Zügen neu regelt.
Diese Regelungen sind seit dem 19.05.2018 in Kraft getreten und haben auch für unsere Kliniken erhebliche Auswirkungen. Aus diesem Grund stellen wir auf unserer Seite Wissenswertes/Hintergrund die Anforderungen und ihre Auswirkungen detailliert dar.
(01.09.2018) Modell Schaumburg ? Ernüchternde Fakten aus der Zentralklinik
Das neue Zentralklinikum in Schaumburg wird von Befürwortern einer Zentralklinik in Georgsheil gern als Refenzobjekt bemüht. Leider “glänzt” dieses “Modell” immer wieder mit Negativschlagzeilen — sei es zur Qualität der Notfallversorgung, sei es zur offensichtlichen personellen Unterbesetzung mit Pflegekräften, sei es zu den jahrelangen Verzögerungen bei der Fertigstellung und Inbetriebnahme. Ein aktueller Bericht der Schaumburger Nachrichten zur finanziellen Schieflage der dortigen Zentralklinik wirft nun auch ein Licht auf die Fragwürdigkeit der wirtschaftlichen Planzahlen des Klinikmanagements.
In Schaumburg laufen danach Millionendefizite durch das Nicht-Erreichen des geplanten Case Mix Index sowie nicht erwarteter hoher Kosten für freiberuflich tätige Honorarärzte auf, die man aufgrund fehlender festangestellter Mediziner aufbringen muß.
Auch hierzulande wird immer wieder die Zweckpropaganda verbreitet, daß man mit einer größeren, zentralisierten Klinik über das Gesamtspektrum der durchgeführten Behandlungen quasi “automatisch” zu besseren Erlösen kommen werde als mit den bestehenden Krankenhäusern.
Auch hierzulande wird immer wieder versichert, daß eine Zentralklinik schon allein aufgrund ihrer Größe Sicherheit biete, daß genügend festangestellte Ärzte verfügbar sein würden ( von ausreichend Pflegekräften in Zeiten des Pflegenotstands ganz zu schweigen).
Die Fakten aus Schaumburg sprechen eine andere Sprache. Unter der Überschrift “Gesamtklinikum in finanzieller Schieflage” berichten die Schaumburger Nachrichten am 24.08.2018 :
“Das neue Gesamtklinikum Schaumburg in Vehlen hat erhebliche finanzielle Probleme. Laut einem internen Geschäftsbericht, der der Redaktion vorliegt, ist zum Ende des Jahres mit einem Minus von 3,9 Millionen Euro zu rechnen. Zwar hatte das Krankenhaus auch im Vorjahr massive Verluste verzeichnen müssen – insgesamt 8,7 Millionen Euro – der Grund lag mit den Verzögerungen beim Neubau und den Betrieb von drei Standorten allerdings auf der Hand. Nun ist der Neubau bereits seit mehr als einem halben Jahr bezogen – aber die Schwarze Null bleibt unerreichbar. Nach einem internen Halbjahresbericht der Geschäftsführung, welcher der Redaktion vorliegt, ist am Ende des Jahres 2018 mit einem Minus von 3,9 Millionen Euro zu rechnen…
In den ersten sechs Monaten das Krankenhaus in Vehlen bereits 2,5 Millionen Euro Verlust verzeichnet – geplant hatte die Geschäftsführung lediglich mit einem Minus von 420.000 Euro. Der Grund dafür liegt im Wesentlichen darin, dass der angepeilte „Case-Mix-Index“ (CMI) weit verfehlt wurde. Dieser Wert stellt im Wesentlichen dar, wie viele Patienten mit welchen Beschwerden behandelt wurden. Daran bemisst sich die Finanzierung durch die Krankenkasse. Angepeilt hatte die Geschäftsführung 20.000 Case-Mix-Punkte. Damit hätte man zwar auch rote Zahlen geschrieben, diese wären aber nicht so verheerend gewesen. Man sei aber optimistisch, sogar 22.000 Case-Mix-Punkte erreichen zu können, hieß es lange. Geworden sind es nun etwa 18.000 Punkte. Jeder Punkt entspricht etwa 3500 Euro. Das Ziel um 2000 Punkte zu verfehlen, bedeutet also fehlende Einnahmen in Millionenhöhe.
Außerdem explodierten die Kosten für Honorarärzte laut dem Halbjahresbericht. 868.000 Euro statt der angepeilten 200.000 Euro wurden für nicht angestellte Ärzte ausgegeben. Der Grund liegt darin, dass es dem Klinikum weiterhin schwer fällt, genügend qualifizierte Ärzte einzustellen und sie auf sehr teure Leiharbeiter zurückgreifen müssen.
Nun muss das Klinikum den dicken Rotstift ansetzen. Der Tag der offenen Tür wurde bereits auf 2019 verschoben. Zahlreiche Investitionen sollen verschoben werden. Doch es ist anzunehmen, dass auch beim Personal gespart wird. Personalkosten machen mit gut 47 Millionen Euro einen wesentlichen Teil der Ausgaben aus.Eine Stellungnahme der Geschäftsführung steht noch aus.”
Zu Fakten und Lehren aus Schaumburg sei hier auch an unseren Beitrag aus Mai 2018 erinnert :
Zentralisierung — Lehren aus Schaumburg
(05.04.2018) Emden kämpft……und Norden?
(ein Leserbrief von Johann Taddigs, Norden)
Im Emden stehen in zwei Werftbetrieben ca. 300 Arbeitsplätze vor dem Aus bzw. sind akut gefährdet. In der Emder Öffentlichkeit wird dieser Situation mit großem Unverständnis begegnet. Quer über alle Parteigrenzen, Gewerkschaften, Wirtschaftsverbänden und Bürgervereinigungen hinweg solidarisiert sich Emden mit den Werftarbeitern und kämpft für den Erhalt der Arbeitsplätze.
Und in Norden:
Wenn es nach den Plänen von Herrn Eppmann, dem Geschäftsführer der Klinikträgergesellschaft, der auch die Ubbo-Emmius-Klinik angehört, geht, soll das Norder Krankenhaus im Jahr 2025 geschlossen werden. Damit gehen dann ein Mehrfaches der Arbeitsplätze in Norden verloren, für die in Emden so vehement gekämpft wird.
Mit Recht weist der Norder Bürgermeister Schmelzle daraufhin hin, welche negativen Auswirkungen eine Klinikschließung für die Einwohner Nordens und seiner Umgebung hat. Bei der Regel- und Notfallversorgung entsteht ein immenses Vakuum, zumal die durch die niedergelassenen Ärzte zu leistenden Notdienste schon jetzt kaum dargestellt werden können und für den Fall der Klinikschließung keinesfalls geregelt sind und beim derzeitigen Ärztenotstand auch wohl nicht geregelt werden können!
Die Auswirkungen sind sehr gut zu erkennen, wenn man sich den vom Bundesverband der Gesetzlichen Krankenkassen (insbesondere für Entscheidungsträger) bereitgestellten Kliniksimulator (www.gkv-kliniksimulator.de) einmal anschaut und das Norder Krankenhaus wegschaltet. Plötzlich sind mehr als 50.000 Einwohner und in der Urlaubssaison sicherlich noch einige Zehntausend mehr weiter als 30, die meisten sogar weiter als 40 Minuten vom nächsten Krankenhaus der Grund‑, Regel und Notfallversorgung entfernt. Und dieses entspricht nicht den vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Maßstäben für eine Grundversorgung der Bevölkerung. Alles nachzulesen in den Fußnoten des Kliniksimulators.
Die Folgen der Schließung der Klinik Norden werden sowohl für die Gesundheitsversorgung der Bewohner Nordens und des Umlandes als auch unserer Urlaubsgäste, aber sehr wohl auch für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt von enormer Bedeutung sein.
Die Entscheidungen werden bald im Auricher Kreistag getroffen!
Also werden Sie aktiv:
Wenden Sie sich an die von Ihnen gewählten Mitglieder des Stadtrates, Ihres Gemeinderates und die des Kreistages und fordern Sie den Einsatz für den Erhalt des Krankenhauses oder wenden Sie sich an Ihren Ortsvorsteher, damit der Ihre Forderung weitergibt.
Mitglieder des Wirtschaftsforums, fordern auch Sie den Erhalt des Krankenhauses, es droht der Wegfall eines der größten Arbeit- und Auftraggebers und der davon ausgehenden Wertschöpfung.
Gast‑, Hotellerie- und Vermietungsbetriebe, DEHOGA und Vermietervereine, fordern auch Sie den Erhalt des Krankenhauses, es droht der Verlust eines wesentlichen Entscheidungskriteriums für den Urlaub in unserer Küstenregion.
In dieser wichtigen Frage sollte es doch gelingen, dass Norden und Umzu mit einer Stimme spricht und sich für den Erhalt der Klinik in Norden einsetzt.
Mein Appell an die Politik, sorgen Sie bitte dafür, dass das Norder Krankenhaus im Rahmen einer vernünftigen Verbundlösung erhalten wird, das sind Sie ihren Wählerinnen und Wählern schuldig!
(19.03.2018) Pressemitteilung des Fördervereins zur FDP Norden
UEK-Förderverein weist sachlich falsche Kritik der FDP zurück
Die FDP Norden hat den Förderverein der UEK am Standort Norden im Ostfriesischen Kurier vom 14.03.2018 „scharf kritisiert“ und ihm „Stimmungsmache“ vorgeworfen.
Ein Hauptargument der FDP ist dabei, dass im Krankenhaus Norden zu wenig Knieoperationen durchgeführt würden. Der GBA (Gemeinsamer Bundesausschuss) fordere eine Mindestzahl von 50 Knie-Operationen, tatsächlich seien in Norden lediglich 17 Operationen durchgeführt worden.
Diese Argumentation ist noch nicht einmal die halbe Wahrheit – letztlich handelt es sich durch Vereinfachung und Verfälschung um eine Falschmeldung.
Der Gemeinsame Bundesausschuss hat für 8 hochspezialisierte Krankenhausleistungen jährliche Mindestmengen festgelegt, unter anderem Nierentransplantation und Lebertransplantation. Die relevanteste dieser Leistungen für Ostfriesland ist die Mindestmenge für Gelenkprothesen am Knie mit 50 Stk./Jahr in dem betreffenden Krankenhaus (s. Mindestmengenregelung des G‑BA ). Außer Knieprothesen gibt es jedoch viele weitere Knie-Operationen, die an jedem Krankenhaus und auch in Praxen ohne Mindestmengen-Vorgaben durchgeführt werden können, z.B. Gelenkspiegelungen, Eingriffe am Meniskus, Kreuzbandersatz oder Operation einer Kniescheibenfraktur. Diese Operationen sind also selbstverständlich auch in Norden möglich.
Falls es auf Dauer einen Klinikverbund der Krankenhäuser Norden, Emden und Aurich gibt, sollten sicher nur an einem dieser Standorte Kniegelenkprothesen implantiert werden. Das Bredehorst-Gutachten, in dem es 2013 um die Krankenhäuser Norden und Aurich ging, hatte übrigens empfohlen, die Endoprothetik – also auch die Kniegelenk-Prothesen-Implantation — in das Norder Krankenhaus zu verlagern. Das ist leider vom Landkreis Aurich bzw. der Geschäftsführung nie umgesetzt worden.
Im Krankenhaus Norden gibt es derzeit noch zwei Operateure (also Ärzte, die eigenverantwortlich operieren, in der Regel Chef- oder Oberärzte), die bis heute hervorragende Leistungen erbringen. Eine weitere Planstelle wird von der Verwaltung seit Jahren nicht besetzt. Der letzte Arzt auf dieser 3. Stelle hat übrigens ausschließlich Knochen- und Gelenkeingriffe gemacht!
Im Gegensatz dazu gibt es in der UEK Aurich 10 Operateure — siehe Website der UEK!!
Seit Jahren werden drastische Kürzungen im Krankenhaus Norden durchgeführt, Strukturen im Krankenhaus Aurich werden deutlich weniger beschnitten und im Zweifelsfall aufgebaut.
Als Beispiele für die letzten Kürzungen in Norden sei angeführt:
In den letzten Wochen wurden in Norden trotz guter Belegung 2 Stationen geschlossen (die Aufnahmestation 9 und die Kinderstation). Dies heißt insbesondere, dass das Personal reduziert wird, der Platz ist natürlich noch vorhanden. Der Druck auf das Personal nimmt also weiter zu. Das Labor im Krankenhaus Norden ist seit kurzem nachts nicht mehr personell besetzt – ein eingeschränktes Labor kann dann an Automaten durchgeführt werden.
Die FDP übernimmt mit der unrichtigen Darstellung über Knieoperationen im Prinzip die Strategie der Geschäftsführung der Trägergesellschaft, also insbesondere von Herrn Claus Eppmann:
Zum einen wird das Krankenhaus Norden schlecht geredet, es werden ihm Kompetenzen abgesprochen, die tatsächlich vorhanden sind. Positive Informationen über das Krankenhaus Norden werden auch von der Geschäftsführung seit Jahren nicht veröffentlicht. Die Bevölkerung soll offensichtlich von dem eigenen Krankenhaus entfremdet werden.
Zum anderen wird versucht, die Akteure, die sich für den Erhalt des Norder Krankenhauses einsetzen, mundtot zu machen und ihnen die Qualifikation abzusprechen.
Aus Sicht des Fördervereins sollten die politischen Parteien im Altkreis Norden sich gemeinsam für das Norder Krankenhaus einsetzen — gerade in der jetzigen Situation, in der offensichtlich kein Krankenhaus nach Georgsheil kommt und die Geschäftsführung der Trägergesellschaft eine Schließung des Krankenhauses Norden in 2025 plant. Vom Zaun gebrochene Streitereien unter den politischen Parteien, die insbesondere der eigenen Profilierung dienen, hält der Förderverein für unangemessen.
(07.03.2018) Pressemitteilung des Fördervereins zur drohenden Schließung des UEK-Standorts Norden
Bürger sehen Lokalpolitiker in der Pflicht — Förderverein erwartet, daß angesichts der absehbaren Folgen einer Schließung alle Parteien für das Norder Krankenhaus aktiv werden
Das jüngste Treffen des Fördervereins zum Erhalt der UEK am Standort Norden am 06.03. fand erneut unter reger öffentlicher Beteiligung statt. Auf großes Unverständnis ist die Ablehnung des Antrags an den Norder Rat gestoßen, eine Abschätzung der sozialen und wirtschaftlichen Folgen einer möglichen Schließung der UEK durchführen zu lassen. Zweifellos sei mit erheblichen Folgen für Norden und die Region zu rechnen, wenn bei etwas über 10.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Norden bis zu 3.000 im Gesundheitssektor oder direkt damit verbundenen Bereichen tätig sind. Mit Seitenblick auf die in Emden drohenden Arbeitsplatzverluste im Schiffbau bei TKMS und die vielen Aktivitäten der dortigen Politik zu diesem Thema wurde die Erwartung geäußert, daß auch in Norden die Politik ihre Zurückhaltung in einer so bedeutenden Frage wie dem drohenden Verlust des Krankenhauses aufgibt . Der Förderverein bat den Bürgermeister, hierzu einen Dialog mit allen Norder Parteien aufzunehmen mit der Zielsetzung, eine valide Folgeabschätzung auf den Weg zu bringen und Wege zu suchen, den Krankenhausstandort Norden zu erhalten.
Sehr kritisch bewertet wurde außerdem die Onlinebefragung der Trägergesellschaft zu Erwartungen der Bürger an die Gesundheitsversorgung. Weder sei sie repräsentativ noch gebe sie den Befragten tatsächlich ein ernsthaftes Forum, ihren Bedarf und ihre Wünsche zu äußern. Stattdessen wurden die Fragen als suggestiv und – durch die dem Teilnehmer abverlangte Bildung einer Rangfolge – auch als irreführend bewertet. So müsse man sich beispielsweise zwischen „Qualität“ und „Wohnortnähe“ entscheiden – was zu sehr fraglichen Auswertungen führen kann- und vermutlich auch soll. Anderseits seien etliche der abgefragten Kriterien extrem allgemein formuliert und für eigene inhaltliche Aussagen des Umfrageteilnehmers fehle weitestgehend die Möglichkeit.
Desweiteren wurde vom Förderverein dargestellt, daß die von der Klinikträgergesellschaft bisher vorgestellten Pläne für eine „Verbundlösung“ mit Schließen der stationären Versorgung in Norden mit Vorgaben der Bundesgesundheitspolitik unvereinbar wäre. Dies zeigte der Förderverein anhand der gültigen rechtlichen Kriterien für die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung in Randregionen auf. Danach muß sichergestellt sein, daß eine 30-Minuten-Erreichbarkeit eines Krankenhauses per PKW für alle Bürger der Region gewährleistet ist. Ein sogenannter „Kliniksimulator“ der Krankenkassen (“GKV-Kliniksimulator”) weist auftretende Versorgungslücken im Falle von möglichen Krankenhausschließungen anhand aktueller Bevölkerungsdaten aus. Für Norden ergibt diese Simulation eine Summe von über 50.000 Menschen, die bei einer Schließung diese 30-Minuten-Vorgabe nicht erreichen würden.