Zentralisierung ? Lehren aus Schaumburg ..

Per­so­nal­not am Kli­ni­kum Schaumburg?

Ein lesens­wer­ter Zei­tungs­be­richt aus den „Schaum­bur­ger Nach­rich­ten“ zur aktu­el­len Per­so­nal­si­tua­ti­on (Stand Febru­ar 2018) in der dort  frisch in Betrieb genom­me­nen Zen­tral­kli­nik in Obern­kir­chen. Die­ses Haus mit 437 Bet­ten  — zustän­dig für die medi­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung im Land­kreis Schaum­burg —  wird bekannt­lich vom pri­va­ten Betrei­ber Aga­p­le­si­on geführt, einer gemein­nüt­zi­gen Akti­en­ge­sell­schaft, deren Gesell­schaf­ter ver­schie­de­ne Unter­neh­men vor­wie­gend aus der Dia­ko­nie sind und die sich als  „Ein­rich­tung der evan­ge­li­schen Kir­che“  ver­steht. Sie betreibt in ganz Deutsch­land Kran­ken­häu­ser und Ein­rich­tun­gen der Altenpflege.

Bekannt­lich hat­te Claus Epp­mann, Geschäfts­füh­rer der Trä­ger­ge­sell­schaft Zen­tral­kli­ni­kum Aurich-Emden-Nor­den mbH und seit 2016 bzw 2017 auch Geschäfts­füh­rer der UEK und des Emder Kran­ken­hau­ses,  für Aga­p­le­si­on in ver­schie­de­nen Unter­neh­men und Häu­sern  bis 2015 Geschäfts­füh­rungs­ver­ant­wor­tung. An der Vor­be­rei­tung der Zen­tral­kli­nik in Schaum­burg und der damit ein­her­ge­hen­den Schlie­ßung der drei Kran­ken­häu­ser in Rin­teln, Stadt­ha­gen und Bücke­burg  hat­te er  erheb­li­chen Anteil, dem expan­die­ren­den Gesund­heits­kon­zern ist er bis heu­te eng verbunden.

Was kann man für unse­re Situa­ti­on hier aus den geschil­der­ten Fak­ten lernen ?

  1. Der Bau von Zen­tral- oder auch „Regio­nal­kli­ni­ken“ ist – ent­ge­gen hane­bü­che­ner, aber immer wie­der auf­ge­wärm­ter Pro­pa­gan­da unse­rer Zentralisierungs“experten“ – ganz bestimmt  kein Mit­tel, um Per­so­nal­eng­päs­se abzu­mil­dern oder gar zu lösen! Weil es ers­tens um  ganz ande­re – näm­lich wirt­schaft­li­che — Zie­le geht , was – nüch­tern betrach­tet – auch jeder weiß. Und weil zwei­tens schlech­te Arbeits­be­din­gun­gen, schlech­te Bezah­lung und bestän­di­ge Über­las­tung eben­so­we­nig  durch Abbruch und Neu­bau über­wun­den wer­den kön­nen wie der Umstand, daß sowohl in der Pfle­ge als auch bei medi­zi­ni­schen Per­so­nal viel zu wenig  Nach­wuchs aus­ge­bil­det wird.
  2. Plan­stel­len bil­den defi­ni­tiv nicht die Stel­len­zahl ab, die für eine gute medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung gebo­ten ist, son­dern genau die Zahl, die für das Errei­chen des vom Kon­zern vor­ge­ge­ben wirt­schaft­li­chen Ziels errech­net wur­de“ !  Dan­ke an Mar­bur­ger Bund und Ver­di für die­se Erin­ne­rung an eigent­lich Selbst­ver­ständ­li­ches. Oder etwa nicht?    Waren es für die Zen­tral­kli­nik ursprüng­lich rund 500 Mit­ar­bei­ter, die man in den kom­men­den Jah­ren ein­spa­ren woll­te,  so hat Epp­mann es für sein neu­es Kind „Regio­nal­kli­nik“ bis­lang vor­ge­zo­gen, in sei­nem dif­fu­sen „Kon­zept“ kei­ne Zah­len bekannt­zu­ge­ben, son­dern ledig­lich von „ erheb­li­chen struk­tu­rel­len und arbeits­or­ga­ni­sa­to­ri­schen Bedin­gun­gen“ zu schwa­feln, die bei Schlie­ßun­gen in Nor­den und Aurich und bei Reduk­tio­nen in Emden auf die Mit­ar­bei­ter zukom­men wür­den. Wie­so soll aus­ge­rech­net in Ost­fries­land das Wun­der wahr wer­den, daß bei einer Stel­len­re­duk­ti­on in die­sem Umfang am Ende „eine gute medi­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung“ her­aus­kommt ?  Bei  den zur Zen­tral­kli­nik gehan­del­ten Schlüs­seln (1,5 Per­so­nen für die Pfle­ge auf 48 Pati­en­ten im Nacht­dienst) wären eher Schaum­bur­ger Zustän­de zu erwar­ten — nicht nur in der Pflege.

 

  1. Wird ange­sichts offen­kun­di­ger Män­gel bei der Per­so­nal­aus­stat­tung öffent­lich nach belast­ba­ren Zah­len gefragt, ver­weist die Pres­se­stel­le auf Betriebs­in­ter­na. Hier im Land­kreis Aurich sind wir der­zeit noch in der Situa­ti­on, daß Epp­mann für das Wei­ter­ma­chen in Rich­tung Zen­tra­li­sie­rung kei­ne poli­ti­sche Rücken­de­ckung bekom­men hat. Auch hier wird unter Hin­weis auf streng ver­trau­li­che Inter­na gegen­über den poli­ti­schen Ent­schei­dungs­gre­mi­en gemau­ert , selbst dem Auf­sichts­rat wer­den nichts­sa­gen­de Wer­be­fo­li­en zur Infor­ma­ti­on vor­ge­legt, sodaß er sei­ne Auf­sicht gar nicht wahr­neh­men kann.  Noch besteht aller­dings die Mög­lich­keit, durch das Ein­for­dern trans­pa­ren­ter Wirt­schafts- und Per­so­nal­pla­nung sowie durch das Ein­for­dern kla­rer stra­te­gi­scher Ziel­set­zun­gen, die sich am tat­säch­li­chen Bedarf nach einer gesi­cher­ten Grund- und Regel­ver­sor­gung in einer Rand­re­gi­on ori­en­tie­ren und nicht pri­mär an Busi­ness­plä­nen und Spar­zie­len, Sor­ge zu tra­gen, daß uns Schaum­bur­ger Ver­hält­nis­se erspart bleiben..

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