Ärzteverein Norder Land zur Zukunft der stationären Versorgung — Brief an Weber

Den nach­fol­gend doku­men­tier­ten offe­nen Brief hat der Ärz­te­ver­ein Nor­der Land  in der ver­gan­ge­nen Woche an Land­rat Harm-Uwe Weber  gerich­tet. Der För­der­ver­ein dankt dem Ärz­te­ver­ein Nor­der Land für die­se sehr kla­re und deut­li­che Dar­stel­lung der Abhän­gig­kei­ten und Vor­aus­set­zun­gen einer funk­tio­nie­ren­den sta­tio­nä­ren Grund­ver­sor­gung in unse­rer Regi­on und schließt sich den For­de­run­gen an den Land­rat an.

 

Sehr geehr­ter Herr Landrat,

 

in den nächs­ten Tagen und Wochen wird über die wei­te­re sta­tio­när­me­di­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung der Bür­ger des Alt­kreis Nor­den ent­schie­den. Als Haus- und Fach­ärz­te der ambu­lan­ten medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung ist es uns wich­tig, dass Ent­schei­dun­gen auf der Basis von ver­läss­li­chen Infor­ma­tio­nen und den tat­säch­li­chen Gege­ben­hei­ten getrof­fen wer­den. Dies umso mehr, als dass die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung der hie­si­gen Men­schen kei­ne Expe­ri­men­tier­pha­sen dul­den kann.

 

Ohne das Nor­der Kran­ken­haus sehen wir bei den jet­zi­gen vor­han­de­nen Struk­tu­ren kei­ne wirk­lich effi­zi­en­te Alternative:

 

  • Das Medi­zi­ni­sche Ver­sor­gungs­zen­trum (MVZ) Chir­ur­gie, Inne­re und Kar­dio­lo­gie in Nor­den leis­tet einen her­vor­ra­gen­den Bei­trag zur ambu­lan­ten Ver­sor­gung der Pati­en­ten. In sei­ner Struk­tur ist das MVZ aber fak­tisch eine Pra­xis der ambu­lan­ten Ver­sor­gung. Wir sehen hier weder fach­li­che noch per­so­nel­le Reser­ven, die eine 24/7‑Bereitschaft für die ambu­lan­te chir­ur­gi­sche oder inter­nis­ti­sche Ver­sor­gung  gewähr­leis­ten könn­ten; ganz zu schwei­gen von der Über­nah­me einer  sta­tio­nä­ren Versorgung.
  • Die nie­der­ge­las­se­nen Haus- und Fach­ärz­te sind voll­auf mit der ambu­lan­ten Ver­sor­gung beschäf­tigt; wir wägen jeden Tag mehr­fach ab, ob ein Pati­ent ambu­lant zu füh­ren ist oder ob eine sta­tio­nä­re Auf­nah­me indi­ziert ist. Dar­über hin­aus orga­ni­sie­ren und hal­ten wir über die KV-Bereit­schafts­pra­xis die haus­ärzt­li­che ambu­lan­te Ver­sor­gung auch außer­halb der Pra­xis­zei­ten auf­recht – auch an Wochen­en­den und an Feiertagen.
  • Die Kas­sen­ärzt­li­che Ver­ei­ni­gung (KV) ist eine Kör­per­schaft des öffent­li­chen Rechts und eine Orga­ni­sa­ti­on der ambu­lan­ten nie­der­ge­las­se­nen Ärz­te. Sie hat den gesetz­li­chen Auf­trag, die ambu­lan­te Ver­sor­gung sicher zu stel­len. Es ist defi­ni­tiv nicht Auf­ga­be der KV und ihrer Mit­glie­der die sta­tio­nä­re Ver­sor­gung der Pati­en­ten sicher zu stel­len oder zu organisieren.
  • Beson­de­re Beach­tung soll­te auch den hohen Zah­len von Gäs­ten und Tou­ris­ten des Alt­krei­ses Nor­den sowie den vor­ge­la­ger­ten Inseln gewid­met wer­den. Auch vor dem Hin­ter­grund des sai­so­nal erhöh­ten Auf­kom­mens von Pati­en­ten ist eine stand­ort­na­he medi­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung – ambu­lant wie sta­tio­när – zwin­gend notwendig.
  • Das UEK Aurich trägt einen wesent­li­chen Teil zur sta­tio­nä­ren Ver­sor­gung des Land­krei­ses bei; aber wir haben gera­de in den zurück­lie­gen­den Mona­ten immer wie­der erlebt, dass Pati­en­ten abge­wie­sen und nach Nor­den zurück geschickt wurden.

Wir sehen die zuneh­men­de Spe­zia­li­sie­rung als Gewinn – die­se leis­tet aber kei­nen Bei­trag zu not­wen­di­gen Grund­ver­sor­gung, wo all­ge­mei­ne medi­zi­ni­sche Qua­li­tä­ten ver­langt wer­den! Aus unse­rer Sicht ist das UEK Aurich mit sei­ner Sub­stanz und Struk­tur schon jetzt mehr als voll ausgelastet!

  • Auf­grund der Alters­struk­tur der hie­si­gen Bevöl­ke­rung ist im Lau­fe der nächs­ten Jah­re mit einem ver­mehr­ten Auf­kom­men von Pati­en­ten zu rech­nen, was zwangs­läu­fig dazu füh­ren wird, dass auch die sta­tio­nä­ren Kapa­zi­tä­ten ver­mehrt in Anspruch genom­men werden.

 

 

Es muss in den nächs­ten Tagen und Wochen klar sein, dass wir von einer medi­zi­ni­schen Grund­ver­sor­gung spre­chen, die der Land­kreis auf­grund gesetz­li­chen Auf­tra­ges sicher­zu­stel­len hat. Hier darf nicht die Wirt­schaft­lich­keit, son­dern hier muss die Ver­sor­gungs­si­cher­heit und – qua­li­tät im Vor­der­grund stehen.

 

Es ist Auf­ga­be des Land­krei­ses die­se medi­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung zu orga­ni­sie­ren und belast­ba­re und kurz­fris­tig erreich­ba­re Struk­tu­ren auf­zu­bau­en bzw. zu erhal­ten!  Dabei darf es nicht sein, dass Bür­ger benach­tei­ligt wer­den, weil sie nicht in der Kreis­stadt wohnen!

 

Wir bit­ten Sie, unse­re Über­le­gun­gen und Argu­men­te bei Ihrer Ent­schei­dung als Land­rat für die Bevöl­ke­rung des gesam­ten Land­kreis Aurich einzubeziehen!

Mit freund­li­chen Grüßen

Dr. med. Peter Figur

(Ärz­te­ver­ein Nor­der Land)

Wohin im Not­fall in Norden ?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert